Die gestrige Bundestagswahl entschied auch über die weitere Karriere vieler Gesundheitspolitiker. Wer hat es geschafft? Wer scheidet aus dem Bundestag aus? Eine erste Übersicht.
SPD: Lauterbach gewinnt Wahlkreis
Gesundheitsminister Karl Lauterbach hatte alles auf eine Karte gesetzt. Eine Absicherung über die Landesliste gab es nicht. Gestern aber durfte er feiern: Der SPD-Politiker hat seinen Wahlkreis in Leverkusen zum sechsten Mal in Folge direkt gewonnen – trotz eines Stimmenverlusts von 13 Prozent landete er deutlich vor seinem Mitbewerber der CDU.
Auch die aktuelle Pflegebeauftragte der Bundesregierung Claudia Moll wird dem nächsten Bundestag angehören. Sie zieht über die Landesliste der SPD erneut ins Parlament ein.
CDU/CSU: Sorge unterliegt AfD-Gegnerin
In der Corona-Pandemie hatte sich der Virologe Hendrick Streeck einen Namen gemacht. Nun wechselt er in die Bundespolitik. Streeck kanidierte für die CDU und gewann seinen Wahlkreis in Bonn deutlich vor seiner Mitbewerberin der Grünen.
Gesundheitspolitiker Tino Sorge unterlag im Wahlkreis Magdeburg seiner AfD-Gegnerin deutlich (Sorge: 23 Prozent, Weiss: 32 Prozent). Über die Landesliste schaffte Sorge dennoch die Einzug in den Bundestag. Auch Georg Kippels, Mitglied des Gesundheitsausschusses, zieht wieder ins Parlament ein. Er gewann seinen Wahlkreis Rhein-Erfts deutlich.
Ein – zumindest für die Gesundheitsbranche – prominentes Opfer forderte das neue Wahlrecht im Münchener Süden. Dort kandidierte Claudia Küng, Geschäftsführerin der Agentur WISO und Tochter von Ulf Fink, dem langjährigen Macher des Hauptstadtkongresses. Küng, die für die CSU antrat, konnte den bislang von den Grünen gehaltenenen Wahlkreis gewinnen, wird aber nicht in den nächsten Bundestag einziehen – eine Folge der Wahlrechtsreform. Denn der CSU stehen aufgrund ihres Zweitstimmenanteils nur 44 Mandate zu. Die drei Wahlkreissieger, die im Landesvergleich am schlechtesten abgeschnitten haben, müssen auf ihr Direktmandat verzichten – darunter auch Küng.
Janosch Dahmen schafft den Wiedereinzug
Janosch Dahmen, gesundheitspolitscher Sprecher der Grünen im Bundestag, landete in seinem Wahlkreis 138 (Ennepe-Ruhr-Kreis) mit 10,3 Prozent der Erststimmen auf Platz drei hinter den Kandidaten der CDU, SPD und AfD. Auf der NRW-Landesliste der Grünen steht Dahmen auf Platz 18 und damit schafft er es ganz knapp in den Bundestag. Denn bei den NRW-Grünen ziehen die ersten 19 Listenplätze in den Bundestag.
Wiedergewählt wurde - wie erwartet - die stellvertretende Vorsitzende des Gesundheitsausschusses, Kirsten Kappert-Gonther, die als Spitzenkandidatin auf der Landesliste Bremen kandidierte. Das dürfte vor allem die Psych-Community freuen, schließlich gilt die Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie als versierte Fachpolitikerin.
Linke feiert Wahlerfolg in Bayern
Die Linke war vor wenigen Wochen noch politisch totgesagt. Mit einem furiosen Schlussspurt schaffte die Partei nun doch den Wiedereinzug ins Parlament. Davon profitiert auch Ates Gürpinar. Der Gesundheitspolitiker zieht über die Landesliste Bayern erneut in den Bundestag ein.
Bereits vor der Wahl hatten viele erfahrene Gesundheitspolitiker ihren Rückzug aus der Politik angekündigt, darunter Staatssekretär Edgar Franke und die langjährige Abgeordnete Maria Klein-Schmeinck.