Die Deutsche Krankenhausgesellschaft hat in Berlin die Ergebnisse einer Bürgerbefragung zur stationären Versorgung vorgestellt. Grundsätzlich sei das Vertrauen in die Krankenhäuser hoch, so die DKG. Gleichzeitig zeige sich aber, dass es bei der Zufriedenheit mit der Krankenhausversorgung deutliche Entwicklungspotentiale gebe. Besonders auffällig sind regionalen Unterschiede. Je niedriger die Bevölkerungsdichte und damit auch die Anzahl der Krankenhäuser, desto geringer ist die Zufriedenheit. So sind in Hamburg 55 Prozent der Bürger mit den Krankenhäusern zufrieden, in Sachsen-Anhalt sind es nur 28 Prozent. "Wir müssen es hinkriegen, dass Krankenhausschließungen oder Umwandlungen in diesen Regionen nicht als Verlust wahrgenommen werden", appellierte DKG-Chef Gerald Gaß mit Blick auf eine Strukturreform. Ein kalter Strukturwandel ohne Sicherstellung der regionalen Gesundheitsversorgung sei Sprengstoff für den sozialen Frieden. "Die Menschen erwarten eine wohnortnahe Versorgung", unterstrich Gaß.
Die kompletten Umfrageergebnisse finden Sie hier.
Die Mehrheit will ein Krankenhaus in Fahrtnähe von 20 Minuten
Die Erreichbarkeit des Krankenhauses ist für die meisten Befragten eine zentrale Größe. Über 50 Prozent erwarten, ein Krankenhaus innerhalb von 20 Minuten erreichen zu können. Für weitere 30 Prozent wäre eine Fahrzeit von maximal 30 Minuten noch akzeptabel. Nur 15 Prozent der Befragten tolerieren laut der Umfrage mehr als 30 Minuten bis zum nächsten Krankenhaus.
Weniger als ein Drittel wählt die KV-Nummer
Auch in Bezug auf die ambulante Notfallversorgung gibt die Befragung interessante Hinweise. Über 30 Prozent rufen beim Notfall, der nicht als lebensbedrohlich, aber akut empfunden wird, den Notruf 112 und 13 Prozent gehen direkt in die Krankenhausambulanz. Nur 27,5 Prozent wählen die 116 117 der Kassenärzte, die für die ambulante Notfallversorgung zuständig sind. DKG-Vorstandschef Gaß forderte die Politik auf, "mehr Klarheit in diese Systematik zu bringen".
Gaß: Krankenhäuser sind keine Kostentreiber
Jeder fünfte Befragte glaubt sogar, dass die Krankenkassen mehr als die Hälfte ihrer Gesamtausgaben an die Krankenhäuser überweisen. Dass das Gegenteil der Fall ist, entgegnet die DKG. Der Anteil der Ausgaben für Krankenhausleistung seit 2012 sei immer weiter auf nunmehr 32 Prozent gesunken. "Hätten sich alle Leistungsbereiche so entwickelt wie der stationäre Bereich, hätte die GKV heute 22 Milliarden Euro weniger an Ausgaben", sagte Gaß.
Bürger wünschen sich besser personelle Ausstattung
Den größten Handlungsbedarf sehen die Bürger bei der Personalausstattung. 41 Prozent der Befragten geben an, dass zu wenig Zeit des Personals für die Patienten das größte Problem im Gesundheitswesen sei. Zu lange Wartezeiten bei Arztterminen nennt jeder vierte Befragte, hingegen sagen nur 15 Prozent, die Krankenversicherungsbeiträge seien zu hoch. "Die Menschen sehen sehr deutlich, dass eine hochwertige Versorgung immer von der Personalfrage abhängt, in allen Sektoren", so Gaß.
Außerdem sind laut Umfrage 64 Prozent der Bürger bereit, ihre Gesundheitsdaten anonymisiert der Gesundheitsforschung zur Verfügung zu stellen. Ein wichtiges Ergebnis, wenn man Versorgungsforschung und jetzt auch die bessere Forschung zu Long-Covid in den Blick nehmen will.
Die Umfrage wurde vom Meinungsforschungsinstitut Civey unter 5.000 Bürginnen und Bürgern vom 29. bis 31. August 2022 durchgeführt.


