Eine aktuelle Forsa-Umfrage im Auftrag der AOK Rheinland/Hamburg zeigt: Viele Menschen im Rheinland suchen die Notaufnahme ohne vorherige medizinische Einschätzung auf.
Fast die Hälfte der Patientinnen und Patienten im Rheinland entscheidet sich ohne vorherige medizinische Ersteinschätzung eigenständig für den Gang in die Notaufnahme. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag der AOK Rheinland/Hamburg hervor. Die Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit einer umfassenden Reform der Notfallversorgung, so die Krankenkasse.
Orientierungslücken im Akutfall
Laut der Befragung haben 45 Prozent der Menschen, die in den vergangenen fünf Jahren eine Notaufnahme aufsuchten, dies ohne vorherige Einschätzung durch eine qualifizierte Stelle getan. 44 Prozent gaben an, sich akut zu schlecht gefühlt zu haben, um abwarten zu können. Nur 11 Prozent nutzten zuvor die Hotline des ärztlichen Bereitschaftsdienstes unter der Nummer 116117. 19 Prozent wurden von einer Arztpraxis in die Notaufnahme überwiesen, 17 Prozent handelten aus Angst vor einem potenziell lebensbedrohlichen Zustand wie einem Schlaganfall oder Herzinfarkt.
„Die Zahlen zeigen, dass Patientinnen und Patienten mit der Entscheidung, wo sie im Akutfall schnelle und kompetente medizinische Hilfe finden, zu oft auf sich allein gestellt sind“, sagte Matthias Mohrmann, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der AOK Rheinland/Hamburg. Der daraus resultierende Mangel an Orientierung führe zu Frustration und Ineffizienzen im System.
Bekanntheit der Rufnummern hoch – Nutzung begrenzt
Die bundesweite Bereitschaftsdienstnummer 116117 ist 77 Prozent der Befragten bekannt. Von diesen haben 39 Prozent die Nummer bereits genutzt, um sich bei akuten Beschwerden beraten zu lassen. Die Notrufnummer 112 wurde von 53 Prozent der Befragten schon einmal gewählt – in der Regel bei tatsächlichen oder vermuteten lebensbedrohlichen Situationen. Die Zufriedenheit mit der Reaktionszeit des Rettungsdienstes ist hoch: 90 Prozent bewerteten sowohl die Annahme des Anrufs als auch das Eintreffen der Einsatzkräfte als schnell.
Mohrmann plädiert für eine flexiblere Patientensteuerung im Primärversorgungssystem. Dazu gehörten neben der Hotline 116117 auch digitale Ersteinschätzungen und Videosprechstunden. Die derzeitige Trennung zwischen ambulanter und stationärer Notfallversorgung sei für viele Menschen nicht nachvollziehbar. Eine Zusammenlegung der Rufnummern 112 und 116117 sowie integrierte Notfallzentren könnten laut Mohrmann Abhilfe schaffen.
Die Umfrage wurde zwischen dem 1. und 17. April 2025 durchgeführt. Insgesamt nahmen 8.579 Personen ab 18 Jahren teil. Die Erhebung erfolgte telefonisch und online.
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