Weit oben auf der Agenda der neuen Gesundheitsministerin stehen die Pflegegesetze. Die CSU-Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner hat nun zwei Pflegekräfte mit akademischer Ausbildung ins Parlament eingeladen und fordert mehr Verantwortung für den Pflegeberuf.
Zusammen mit dem Katholischen Krankenhausverband erörtete Zeulner gemeinsam mit Praktikern die Potenziale der Pflege. Im Mittelpunkt stand die akademiserte Pflege in Form von „Advanced Practice Nurse“ (APN) und „Community Health Nurse“ (CHN). Zeulner hatte Vertreter beider Berufsgruppen in den Bundestag geladen.
Akademisierte Pflege als Antwort auf den Pflegezunami
Die akademisierte Pflege sei ein wichtiger Baustein für die „Bewältigung des zu erwartenden Pflegezunamis“, erklärte die ebenfalls geladene Bernadette Klapper, Bundesgeschäftsführerin des Deutschen Berufsverbands für Pflegeberufe DBfK. Sie betonte, dass die Rollenbilder in der Pflege klar gezogen werden müssten. Die Profession selbst sei in der Lage den Prozess zu steuern, es brauche dafür aber gesetzliche Vorgaben. Bei der Übertragung von heilkundlichen Aufgaben auf die Pflege müssten jetzt die Weichen gestellt werden. Schließlich sei das, über was derzeit diskutiert werde, von Pflegekräfte absolut leistbar.
DBfK und der Katholische Krankenhausverband forderten, die Gesetzentwürfe zur Pflegekompetenz und zur Pflegeassistenz zügig neu zu beraten und im Bundestag zu verabschieden. Gleichzeitig sprachen sie sich für einen Bürokratieabbau in der Pflege sowie eine nachhaltige Finanzierung der neuen Berufsbilder aus.
Drehtüreffekt stoppen, Milliarden sparen
„Die Pflege ist bereit, Verantwortung zu übernehmen und ihr Fachwissen einzubringen“, betonte auch Emmi Zeulner. Die Akademisierung mache Pflege zu einem attraktiven Beruf „mit klaren Karrierepfaden“. Sie betonte auch, dass die Community Health Nurses, von denen es derzeit noch weniger als 50 in Deutschland gibt, das Potenzial hätten, den Drehtüreffekt in Krankenhäusern einzudämmen und so bis zu 3,5 Milliarden Euro einsparen könnten. Der Drehtüreffekt beschreibt die Tatsache, dass sich viele Patienten nach der Entlassung schnell wieder im Krankenhaus einfinden, weil sie draußen nicht ausreichend versorgt werden können.
Gesetzliche Rahmenbedingungen und Finanzierung gefordert
Bernadette Rümmelin, Geschäftsführerin des Katholischen Krankenhausverbands Deutschland, bemerkte: „Durch eine Ausweitung und rechtliche Verankerung der Pflegekompetenzen im Krankenhaus gewinnen wir mehr Qualität, Sicherheit und Vertrauen. Hochqualifizierte Pflegekräfte wie Advanced Practice Nurses werden dann nicht länger ausgebremst und können ihr Potenzial gezielt einsetzen. Zudem muss ihre Rolle durch eine gesicherte Refinanzierung dauerhaft gefestigt werden.“
Derzeit haben nur rund zwei Prozent der Pflegekräfte in Deutschland einen akademischen Grad – weniger als bei europäischen Nachbarn. Die Sorge, dass durch die Akademisierung weniger Pflegekräfte für die alltägliche Arbeit da seien, sei unbegründet, erklärte Klapper. Man müsse außerdem auf die Situation eingehen, dass derzeit die Hälfte aller Schulabgänger in Deutschland studieren wolle.