Eine aktuelle Studie des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung zeigt besorgniserregende Folgen des Pflegepersonalmangels in Deutschland: Der Pflegenotstand erhöht die Verweildauer älterer Patienten in Krankenhäusern um bis zu 40 Prozent. Betroffene, die nach einer Krankenhausbehandlung auf einen Pflegeheimplatz angewiesen sind, finden aufgrund fehlender Kapazitäten oft keinen Platz.
Überlastung in Pflegeheimen blockiert Krankenhausbetten
Pflegeheime könnten häufig keine neuen Patienten aufnehmen, da sie gesetzlich vorgeschriebene Mindestpersonalvorgaben nicht einhalten können. Die Folge: Ältere Patienten verblieben im Krankenhaus, wodurch dringend benötigte Krankenhausbetten blockiert würden, teilte das RWI am Dienstag mit. Laut der Studie erhöht sich die Verweildauer betroffener Patienten um durchschnittlich drei bis vier Tage.
Kostenexplosion durch verlängerte Aufenthalte
Der verlängerte Krankenhausaufenthalt verursache durchschnittlich zusätzliche Kosten von 400 Euro pro Patient. Da die Vergütung über Fallpauschalen geregelt sei, dürften die tatsächlichen Kosten jedoch noch deutlich höher ausfallen. Besonders betroffen seien Regionen mit starkem Personalmangel und wenigen Pflegeheimplätzen, wo die Verweildauer nochmals um 0,5 Tage steigen könne.
Höheres Risiko für pflegebedürftige Patienten
Pflegeheime priorisierten offenbar Patienten mit geringerem Pflegebedarf, da diese weniger Ressourcen erforderten. Personen mit hohem Pflegegrad müssten daher besonders lange auf einen Platz warten. Die verlängerte Verweildauer im Krankenhaus erhöhe dabei nicht nur die Kosten, sondern berge erhebliche gesundheitliche Risiken, wie Folgeinfektionen oder den Verlust kognitiver und physischer Fähigkeiten.
Studienergebnisse basieren auf umfangreichen Daten
Die Untersuchung basiert auf Gesundheitsdaten einer großen deutschen Krankenkasse sowie regionalen und statistischen Informationen aus den Jahren 2011 bis 2019.
"Um dem Pflegenotstand entgegenzuwirken und die überlasteten Krankenhäuser zu entlasten, sollten dringend Maßnahmen zur Ausbildung und Rekrutierung von Pflegekräften ergriffen werden – auch aus dem Ausland", sagte RWI-Gesundheitsökonomin Lea Bergmann. Denn: Die Personalengpässe in der Pflege beeinträchtigten das Wohlergehen der Betroffenen erheblich, warnte Bergmann.