Der Eugen Münch-Preis wird in zwei Kategorien ausgegeben. In der Kategorie Wissenschaft und praktische Anwendung erhält der Ingenieur Marian Haescher für sein Projekt "Transformation von Seismokardiogrammen in Mehrkanal-Elektrokardiogramme mittels KI" den Preis. In der Kategorie "Bestes Start-up" wurde Mario Roser für “Elixion Medical“ prämiert. Beide Preisträger erhalten jeweils 20.000 Euro.
Herzmessung mit dem Handy
Die Arbeit von Marian Haescher vom Fraunhofer-Institut für Grafische Datenverarbeitung, ermöglicht es, durch das einfache Auflegen eines Handys auf die Brust ein Mehrkanal-EKG abzuleiten. Die Herzbewegungen werden mittels der in den Handys eingebauten Sensoren erfasst. Eine KI überträgt die so erhobenen Seismogramme in ein Kardiogramm, wie Ärzte es kennen. So kann zu jeder Zeit und ohne das Aufkleben von Elektroden, also ohne medizinisches Personal, ein Mehrkanal-EKG erstellt werden. Dieses wird vom Handy des Patienten auf ein Endgerät des Arztes übertragen, damit der Patient keine falschen Schlüsse zieht und unnötig beunruhigt ist. Die Technik wurde in Studien überprüft und ein Prototyp entwickelt, derzeit läuft die Zulassung zum Medizinprodukt. „Das kann ein Quantensprung in der Versorgung von Patienten mit Herzrhythmusstörungen sein“, urteilte die Jury. Ein Film über die Arbeit ist hier abrufbar.
KI-Überwachung von Kathetern
Für eine KI-gestützte Echtzeitüberwachung von Kathetern und Drainagen erhalten Mario Roser und sein Mitgründer Ludwig Fendt den Eugen Münch-Preis in der Kategorie „Bestes Start-up“. Bisher werden medizinische Schlauchleitungen wie chirurgische Drainagen und Urinkatheter manuell überwacht und protokolliert. Mario Roser und sein Team haben eine Technik entwickelt, mit der dies automatisch geschieht. Mittels KI-gestützter Echtzeitüberwachung können Menge und Art des Sekrets kontrolliert sowie automatisch in der elektronischen Patientenakte protokolliert werden. So können zum Beispiel Komplikationen im Behandlungsverlauf frühzeitig erkannt und vermieden werden. Gleichzeitig wird das Pflegepersonal von unnötigen Überwachungs- und Protokollaufgaben entlastet. „Auch hier sehen wir eine Innovation, die bessere Versorgung für Patienten mit Verbesserungen im Arbeitsalltag, insbesondere der Pflegefachpersonen verbindet“, so Boris Augurzky, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Münch. Derzeit laufen erste Studien an den Universitätskliniken Essen und Hamburg-Eppendorf. Ein Film über die Arbeit ist hier zu sehen.