Pflege

Studie: Zeitarbeitsfirmen werben keine Pflegekräfte ab

  • Pflege
Studie: Zeitarbeitsfirmen werben keine Pflegekräfte ab
© Gettyimages.com/alvarez

In den Diskussionen über ein Für und Wider von Leiharbeit in der Pflege hat das Institut der deutschen Wirtschaft nun eine Befragung von Zeitarbeitnehmern, die in Einrichtungen in pflegerischen Berufen tätig sind, veröffentlicht.

60 Prozent der Zeitarbeitnehmer haben Angebote ihres Einsatzbetriebes erhalten

Es gibt keine "nennenswerte Abwerbung seitens der Zeitarbeitsunternehmen", lautet ein zentrales Ergebnis der Studie, für die das Institut von Mitte Januar bis Ende Februar 4.000 Zeitarbeitskräfte befragt hat. Ausschlaggebend für den Wechsel seien vielmehr persönliche Kontakte und Hinweise aus dem persönlichen Umfeld gewesen. Tatsächlich zeigen sich Belege für Abwerbeversuche eher von Seiten der Pflegeeinrichtungen, heißt es weiter: "60 Prozent der Zeitarbeitnehmer haben ein Übernahmeangebot eines Einsatzbetriebes erhalten."

Die Studie will damit unter anderem Vorwürfe der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) widerlegen: Diese hatte im Februar in einem Positionspapier eine "drastische Beschränkung" des Arbeitsmodells Zeitarbeit gefordert mit der Begründung, Leiharbeit in der Pflege gefährde zunehmend die Arbeit auf den Stationen, spalte die Belegschaften, gefährde die Versorgung und führe zu einer unabsehbaren Kostenspirale. "Bei der Diskussion blieb bisher die Perspektive der Zeitarbeitnehmer in der Kranken- und Altenpflege unbeachtet", schreiben die Autoren der Studie. Die vorliegende Untersuchung schließe diese Lücke nun. 

Motive für Zeitarbeit sind komplex

Zudem zeige sich eine komplexe Motivlage für die Aufnahme einer Beschäftigung in der Zeitarbeit, lautet ein weiteres Ergebnis der Studie: "Eine attraktive Vergütung und Einfluss auf die Arbeitszeitgestaltung sind von großer Bedeutung. Viele Zeitarbeitnehmer fühlen sich in der Zeitarbeit aber auch in höherem Maße wertgeschätzt. Die Zeitarbeit ist mithin in der Lage, Kriterien für eine gute Qualität der Arbeit zu erfüllen."

Die Forderung, Zeitarbeit in der Pflegebranche gesetzlich einzuschränken, basiere offenkundig auf der Erwartung, dass die dort beschäftigten Arbeitnehmer in diesem Fall in die Stammbelegschaften der Einsatzbetriebe wechseln würden, so die Autoren. "Diese Erwartung ist ohne empirische Grundlage." Nur 18 Prozent der befragten Zeitarbeitnehmer geben an, dass sie im Falle der Einschränkung von Zeitarbeit diesen Weg gehen würden, wobei der Anteil für Fachkräfte noch einmal geringer ist. Hingegen würden 55 Prozent in einen anderen Tätigkeitsbereich wechseln und weitere 11 Prozent ihre Erwerbstätigkeit ganz aufgeben. Somit sei für die meisten Zeitarbeitnehmer in der Pflegebranche die Zeitarbeit als Arbeitgeber ohne Alternative.

Fachkräftemangel würde sich eher verschärfen

"Das Ziel einer besseren Verfügbarkeit von Personal würde für die Pflegeeinrichtungen nicht erreicht." Im Gegenteil würde sich der Arbeitskräfte- und Fachkräftemangel verschärfen und die Stabilität der Patientenversorgung verschlechtern, während den betroffenen Arbeitnehmern das Recht auf freie berufliche Entfaltung versagt würde. Die Träger von Gesundheits- und Pflegedienstleistungen könnten mit einem Verbot der Zeitarbeit nicht von ihrer originären Arbeitgeberverpflichtung entbunden werden.

Die Studie "Zeitarbeiterbefragung: Zeitarbeit in der Pflegebranche" ist im Auftrag des Bundesarbeitgeberverbands der Personaldienstleister und des Interessenverbands Deutscher Zeitarbeitsunternehmen veröffentlicht worden und steht hier zum Download

Zeitarbeit ist für die meisten Kliniken unverzichtbar, steht aber zunehmend in der Kritik. Doctari-Chef Cai-Nicolas Ziegler verteidigt sein Geschäftsmodell, sieht aber auch die Notwendigkeit für mehr Regeln und Transparenz. Lesen Sie hier das Interview

Abonnieren Sie unseren Newsletter

Mit unserem täglichen Newsletter informieren wir bereits rund 10.000 Empfänger über alle wichtigen Meldungen aus den Krankenhäusern und der Gesundheitsbranche

Kontakt zum Kundenservice

Rufen Sie an: 0 56 61 / 73 44-0
Mo - Fr 08:00 bis 17:00 Uhr

Senden Sie uns eine E-Mail:
info@bibliomedmanager.de

Häufige Fragen und Antworten finden Sie im Hilfe-Bereich