Orientierungswert

Tue wenig, aber rede gut darüber

  • Orientierungswerte
Tue wenig, aber rede gut darüber

Die Grundsatzrede der Geschäftsführerin des Deutschen Berufsverbands für Pflegeberufe (DBfK) Frau Dr. Bernadette Klapper im Rahmen der Veranstaltung Pflege 2030 war eine sehenswerte Zusammenfassung der Probleme des Pflegeberufs. Der daran anschließende politische Diskurs, in dem propagiert wurde, man müsse besser über Pflege reden war dann wieder der erdende Faktor. Ähnlich wurde auch auf dem DRG-Forum vom Podium gesprochen, dass man doch besser über die Leistung von Pflege reden müsse, die Pflege sei zu negativ dargestellt.

Natürlich hat die Pflege ein Abbildungsproblem in allgemeinen Medien. Das ist auch jahrelang propagiert worden aufgrund systemischer Vernachlässigung der Pflege in Forschung und Politik: Quelle surprise. 

Die Wirksamkeit von Pflegeleistungen ist in Deutschland nicht evident mangels auskömmlicher Forschungsförderung. Wer das nicht glaubt, dem sei die Evidenz zur Implementierung der Pflegepersonaluntergrenzen ans Herz gelegt. Pflege wird höchstens in einfachste Verhältniszahlen gepresst, die davor warnen, beim Herabsteigen der dunklen Kellertreppe doch wenigstens das Licht anzumachen – wenn es schon kein Geländer gibt. Und wenn es dann doch mal Evidenz über die Wirksamkeit von Pflege gibt, wie am Beispiel des Forschungsprojektes Schulgesundheitspflege in Brandenburg, wird auf der einen Seite propagiert, dass man bürgernahe Versorgung haben möchte, aber Geld wird dann eben doch nicht dafür in die Hand genommen. 

Aber man merkt: Die Aufforderung man solle mehr gut über Pflege reden, dann wäre schon viel geholfen gleicht ungefähr dem, wenn man kurz vor einem wichtigen Termin Fieber bekommt. Da sagen die wenigsten wohl auch: „Sehr gut, endlich Fieber!“ Wichtig wäre wohl eher, etwas Fiebersenkendes zu nehmen! 

Tue wenig aber rede gut darüber, ist keine wegweisende Maxime, wenn dann in die andere Richtung. Die Diskussion ob über gute Pflege gesprochen wird und ob ein positives Bild in den Medien vorherrscht, manifestiert sich in den Gegebenheiten vor Ort, der Möglichkeit der Ausgestaltung des Pflegeprozesses und damit auch einer forschungsbasierten Erkenntnislage über Wirksamkeit. Da bringt es nichts über Pflege gut zu reden, da gilt es zu gestalten und Möglichkeiten zu schaffen, die dann auch berichtenswert sind. Daher ist es auch zweitrangig, ob man gut oder schlecht über Pflege sprechen möchte, sondern die wegweisende Frage lautet: Über welche Art von Pflege möchten wir in der Zukunft reden? 

Autor

 Arne Evers

Abonnieren Sie unseren Newsletter

Mit unserem täglichen Newsletter informieren wir bereits rund 10.000 Empfänger über alle wichtigen Meldungen aus den Krankenhäusern und der Gesundheitsbranche

Kontakt zum Kundenservice

Rufen Sie an: 0 56 61 / 73 44-0
Mo - Fr 08:00 bis 17:00 Uhr

Senden Sie uns eine E-Mail:
info@bibliomedmanager.de

Häufige Fragen und Antworten finden Sie im Hilfe-Bereich