Pflege-Report 2024

Zahl der Pflegebedürftigen steigt regional sehr unterschiedlich

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Die erhebliche regionale Varianz in der Entwicklung von Pflegebedürftigkeit in Deutschland erfordert eine passgenaue Pflegestrukturplanung. Die Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbands, Carola Reimann, spricht sich für Caring Communities aus.
Die erhebliche regionale Varianz in der Entwicklung von Pflegebedürftigkeit in Deutschland erfordert eine passgenaue Pflegestrukturplanung. Die Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbands, Carola Reimann, spricht sich für Caring Communities aus. © AOK-Bundesverband

Eine Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) hat innerhalb Deutschlands einen sehr unterschiedlich starken Anstieg der Zahl Pflegebedürftiger ergeben. Dies geht aus dem am Dienstag vorgestellten Pflege-Report 2024 hervor.

Den höchsten Anteil an Pflegebedürftigen habe es im Vorjahr insbesondere in vielen Landkreisen in Ostdeutschland, Nordrhein-Westfalen, Hessen und im Saarland gegeben: Zwischen 9,1 und 17,1 Prozent der Versicherten seien pflegebedürftig und auf Leistungen der sozialen Pflegeversicherung angewiesen gewesen. Dagegen habe es vorwiegend in einigen Kreisen in Bayern und Baden-Württemberg Raten von weniger als 5,7 Prozent gegeben. Den Bundesdurchschnitt 2023 bezifferten die WIdO-Forscherinnen und -Forscher auf sieben Prozent.

Große Schwankungen im Anstieg der Zahl Pflegebedürftiger

Nach WIdO-Angaben schwankte der Zuwachs der Pflegebedürftigen von 2017 bis 2023 in den einzelnen Landkreisen zwischen 37,1 und 143,8 Prozent, der Bundesdurschnitt liege bei einem Anstieg von 57 Prozent. Diese Entwicklung der Pflegeprävalenzen sei nicht allein durch die Alterung der Gesellschaft zu erklären. Denn in 396 von 400 Kreisen und kreisfreien Städten habe die Zahl Pflegebedürftiger nicht dem demografisch zu erwartenden entsprochen, sondern darüber gelegen. Bei reiner Fortschreibung der Alterung wäre bundesweit nur ein Anstieg um 21 Prozent zu erwarten gewesen, nicht die beobachteten 57 Prozent.

"Eine passgenaue Pflegestrukturplanung kann bei dieser großen Varianz nur dann erfolgreich sein, wenn sie auf kommunaler Ebene gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern und unter Einbeziehung der anderen beteiligten Akteure wie Kranken- und Pflegekassen, Medizinischer Dienst und den Pflegeeinrichtungen vor Ort erfolgt", erklärte die Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbands, Carola Reimann.

Caring Communities und ehrenamtliche Tätigkeit 

Caring Communities seien dazu ein vielversprechender Ansatz: Sorgestrukturen vor Ort mit einer deutlichen Stärkung der Rolle der Kommune sowie des Ehrenamtes. "Und gerade hier ergeben sich durch das Eintreten der Babyboomer in den Ruhestand besondere Möglichkeiten", so Reimann. Diese seien eine Chance für die Pflege: "Durch ihre Unterstützung vor Ort und im Quartier zur Verwirklichung von Caring Communities."

Die Babyboomer sollten die professionelle Pflege für Caring Communities keineswegs ersetzen. "Es geht uns nicht darum, die Lücken in der professionellen Pflege durch kostenloses Ehrenamt zu schließen, oder darum, dass Babyboomer im Ruhestand Care-Arbeit leisten." Es gehe vielmehr um eine Verzahnung der Strukturen der professionellen Pflege mit denen des Ehrenamts. Reimann nannte "Tätigkeiten in Bereichen wie niedrigschwellige Unterstützung zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und zur Aufrechterhaltung sozialer Kontakte. Dies kann Hilfe beim Einkaufen, im Haushalt oder in Form gemeinsamer Unternehmungen sein". Auch neue Wohnformen seien wichtig. Beispiele dafür seien generationenübergreifendes Wohnen, Wohn-Pflegegemeinschaften, Seniorenwohngemeinschaften oder Wohnen für Hilfe.

Breite Zustimmung in der Bevölkerung

Eine Forsa-Umfrage im Auftrag der AOK unter 2.000 Personen, darunter 1.000 Babyboomer, habe ergeben, dass 64 Prozent der Babyboomer sich grundsätzlich vorstellen könnten, ehrenamtliche Tätigkeiten zur Unterstützung pflegebedürftiger Menschen im Alltag in organisierten Netzwerken zu übernehmen. 43 Prozent der Babyboomer engagierten sich bereits ehrenamtlich. Die Idee der Caring Communities stoße in der Bevölkerung auch aus Versorgungsperspektive auf große Zustimmung: So hätten beispielsweise 86 Prozent aller Befragten angegeben, sich vorstellen zu können, bei Pflegebedürftigkeit im Alter selbst von Ehrenamtlichen unterstützt zu werden, wenn sie dafür länger in der gewohnten Umgebung bleiben könnten.

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