Der Qualitätsanspruch einer Klinik an sich selbst ist fundamental. Denn jede Klinik hat einen zutiefst ethischen Auftrag. Ihr Zweck ist einzig und allein das Heilen von Krankheit und das Lindern von Leiden. Es geht – unabhängig von der Rechtsform des Hauses, der konfessionellen oder weltlichen Ausrichtung seines Eigentümers oder seines betriebswirtschaftlichen Zieles – in unserem Kulturkreis stets um einen Akt der Nächstenliebe. Es geht um Ehrfurcht vor dem Leben und um die Würde des Menschen. Das sind verletzliche Qualitäten.
„Qualität hat ihren Preis" lautet das Motto des 31. Deutschen Krankenhaustages. Qualität sei ein Wert an sich, lautet die versteckte Botschaft, aber sie herzustellen, sei teuer. Man müsse sich Qualität also leisten können, so als wäre sie ein Luxus.
In unserem Alltag ist Qualität das Bündel an Erwartungen und Anforderungen, die wir an ein Produkt oder eine Dienstleistung richten. Im Krankenhaus sind diese vielfältig und je nach Perspektive unterschiedlich. Der Patient will gut behandelt werden. Wie gut die medizinische Qualität ist, kann er kaum messen. Er setzt sie offenbar meist voraus, auch wenn das nicht immer gerechtfertigt ist. Die Qualität der Pflege ist für ihn das wichtigste Kriterium, wie eine Untersuchung der Forschungsgruppe Wahlen im Auftrag eines großen Klinikträgers gezeigt hat.
Die Beschäftigten erwarten einen sicheren Arbeitsplatz, ein gutes Betriebsklima, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, eine anspruchsvolle Tätigkeit und die Möglichkeit zur Entwicklung.
Die Eigentümer der Klinik erwarten schließlich zumindest ein ausgeglichenes Ergebnis.
Solche Qualitäten gedeihen unter bestimmten Bedingungen. Der Wettbewerb unter den Kliniken und die Vielfalt der Träger mit ihren je unterschiedlichen Leitbildern sind der beste Nährboden der Qualität. Aber die weit gesteckten Ziele zu erfüllen, kostet selbstredend Geld.
Doch sind diese Ausgaben die eigentlichen Kosten der Qualität? Oder sind nicht vielmehr die Verluste, die ein Krankenhaus erleidet, weil es bestimmte Erwartungen nicht erfüllt, die wahren Kosten der Qualität? Nicht die Qualität fordert ihren Preis, sondern das Verfehlen der Qualitätserwartung kann vernichtend sein. Lassen wir also unser Denken die Richtung wechseln, und sprechen wir vom Ertrag der Qualität. Der ist höher als ihr Preis.
Ihre Uta Meurer
f&w 6/2008, Seite 573