Das Klinikum rechts der Isar nutzt eine Anwendung, die in Echtzeit über vorhandene Kapazitäten und Versorgungsmöglichkeiten angeschlossener Krankenhäuser informiert. Über den webbasierten interdisziplinären Versorgungsnachweis IVENA sind Rettungsdienste und Krankenhäuser enger vernetzt und können schneller Daten austauschen. Notfallpatienten werden schneller und effizienter versorgt und in Krankenhäusern vorhandene Ressourcen wirtschaftlich eingesetzt.
Die Integrierte Leitstelle München (ILS) hat im Februar 2013 den nicht mehr zeitgemäßen, analogen Behandlungskapazitätennachweis für Krankenhäuser durch einen webbasierten Interdisziplinären VErsorgungsNAchweis (IVENA) für den Rettungsdienstbereich München ersetzt. Erfolgte bis dahin eine „Bettenmeldung" nach der Morgenvisite an die ILS per Fax, Telefon oder manchmal auch überhaupt nicht, ist es nunmehr dank des webbasierten Systems möglich, vorhandene Krankenhausressourcen besser zu nutzen, Notfallpatienten schneller zu versorgen und die Interaktion zwischen Rettungsdienst und Krankenhäusern zu verbessern (Abbildung 1).
In Abhängigkeit von der Versorgungsdringlichkeit werden Notfallpatienten in Sichtungskategorien (SK) eingeteilt. In die grüne SK3 werden etwa fünf Prozent der Patienten triagiert, diese können voraussichtlich ambulant versorgt werden. In die gelbe SK2 werden 85 Prozent der Patienten eingeteilt, diese werden stationär versorgt und meist auch liegend transportiert. In die rote SK1 fallen jene zehn Prozent der Patienten, die eine sofortige qualifizierte Versorgung benötigen, zum Beispiel aufgrund eines Schlaganfalls, Polytraumas oder Herzinfarkts.
Für diese kritischen Fälle erfolgt neben der Anmeldung über IVENA eine zusätzliche Alarmierung der Zielklinik durch die ILS per Telefonanruf und/oder Pager, um die sichere Übermittlung der Patientenankündigung zu garantieren. Bei den SK2 und SK3 ent- fallen somit zeitraubende Telefonate, die ILS kann sich auf die SK1 konzentrieren und schneller disponieren, sodass der Rettungsdienst unmittelbar und gezielt die bereitgestellten Ressourcen wie Schockraum, Stroke-Unit, Chest Pain Unit anfahren kann. Insbesondere für Patienten der roten SK1, bei denen die schnellstmögliche Versorgung ausschlaggebend für die Ergebnisqualität ist, bedeutet dies einen relevanten Benefit.
Die in der Datenbank von IVENA erfassten Parameter der Prozessqualität ermöglichen der ILS oder dem Ärztlichen Leiter Rettungsdienst (ÄLRD) eine detaillierte Auswertung des gesamten Einsatzgeschehens und der verfügbaren Behandlungskapazitäten. Als wesentliches Problem für die Versorgung von Notfallpatienten wurde bereits festgestellt, dass die Internen Intensivstationen der sieben Maximalversorger durchschnittlich nur in etwa 50 Prozent der Zeit verfügbar waren.
Kliniken können eigenen Status analysieren
Auf Krankenhausebene können Geschäftsleitung oder ermächtigte Personen ebenfalls Daten detailliert auswerten. Die Zuweisungen für das eigene Krankenhauses lassen sich im Excel-Format direkt exportieren und entsprechend weiterbearbeiten. Dank einer räumlichen und zeitlichen Zuordnung können die einzelnen Häuser somit ihre Istzustände wie die Inanspruchnahme von einzelnen Fachabteilungen und auch Trends analysieren. Daten aus IVENA stellen beispielsweise bei der Planung von Baumaßnahmen die voraussichtliche Inanspruchnahme von Behelfsanfahrten dar und begründen die Notwendigkeit von automatisierten Schrankenanlagen. Eine weitere Informationsressource ist die Auswertung von Schließungen oder Abmeldungen von Fachbereichen. Das System ist vom Krankenhaus selbst zunächst so konfigurierbar, dass bei Schließungen Entscheidungsträger automatisch per E-Mail informiert werden. Diese Schließungen des eigenen Krankenhauses sind ebenfalls im Excel-Format exportierbar. In der Datei sind unter anderem Fachabteilung, Datum, Uhrzeit, Dauer, abmeldende Person und insbesondere der Grund der Abmeldung enthalten.
Sowohl aus Sicht der ILS und des ÄLRD als auch aus Sicht der Krankenhäuser hat die Implementierung von IVENA zu einer beschleunigten und effizienteren Versorgung von Notfallpatienten geführt und neue Möglichkeiten der ökonomischeren Ressourcennutzung ermöglicht. Dank der engeren Vernetzung des Rettungsdienstes mit den aufnehmenden Krankenhäusern bieten sich viele Vorzüge, die vermutlich erst im Dauergebrauch nach mehreren Jahren ersichtlich werden.
IVENA eHealth
wurde gemeinsam vom Amt für Gesundheit der Stadt Frankfurt mit der Firma mainis IT-Service GmbH entwickelt. Seit 2010 ist das System in Frankfurt im Einsatz. Neben der Installation in München werden derzeit in Hessen und Brandenburg landesweite Versorgungsnachweise implementiert. In der bayerischen Landeshauptstadt wird IVENA vom Rettungszweckverband München betrieben; jährlich werden über 100.000 Notfallpatienten über das System in die Krankenhäuser disponiert. Für die Krankenhäuser ist die Teilnahme, sofern die hauseigene IT an das Internet angebunden ist, nicht mit Kosten verbunden.
Literaturhinweise bei den Verfassern.