Die in der AG MedReha zusammengeschlossenen Verbände haben auch in diesem Jahr ein Gutachten beauftragt, die Kostenveränderungen für Rehabilitationseinrichtungen für 2018 aufzuzeigen. Nicht nur die Personalkosten steigen, auch in anderen Bereichen müssen Reha-Kliniken mehr leisten – etwa bei Patienten mit multiresistenten Keimen.
Die Herausforderungen für die Reha-Kliniken steigen. Die Vergütungshöhen bilden die tatsächlichen Kosten nicht ab, gleichzeitig steigen die Anforderungen an Strukturen, Prozesse und Qualität. Dieses Mantra wird oft wiederholt. Aber ist es nur ein allgemeines Wehklagen, oder verändert sich die Reha-Branche wirklich nachhaltig? Im Zeitraum von 2006 bis 2015 sind die stationären Leistungen (Fallzahlen, Pflegetage) in der Reha gestiegen. Gleichzeitig sind die Kapazitäten auf dem Markt zurückgegangen (Abbildung 1).
Die Marktkonsolidierung schreitet also, ob versorgungspolitisch nun gewollt oder nicht, voran. Die Leistungsträger der Rehabilitation haben laut § 19 Absatz 1 SGB IX den Sicherstellungsauftrag und sollen darauf hinwirken, dass fachlich und regional erforderliche Rehabilitationseinrichtungen in ausreichender Zahl und Qualität zur Verfügung stehen. Aber wird dieser Auftrag wirklich umfassend erfüllt?
Anders als bei der Krankenhausplanung der Länder gibt es für die Rehabilitation keine strukturierte Bedarfsplanung. In vielen Metropolregionen sucht man erfolglos wohnortnahe Reha-Kliniken; den immer älteren Patienten werden weite Wege zugemutet. Auch der Zugang zur ambulanten Reha wird erschwert. Die Marktkonsolidierung erfolgt planlos, und die Entwicklung wichtiger gesundheitspolitischer Versorgungsstrukturen überlässt die Politik dem Zufall.
Personal wird zur entscheidenden Frage
Der Wettbewerb um qualifiziertes Personal hat bereits begonnen. Die Akquisition und Bindung von Personal wird für viele Reha-Kliniken zur existenziellen Frage. Dies betrifft nicht nur die Ärzte und Psychologen, sondern auch die Berufsgruppen des therapeutischen Dienstes und die Pflegekräfte. Die heute schon zum Teil dramatische Situation wird durch Veränderungen in anderen Sektoren des Gesundheitswesens weiter angeheizt. Infolge der geplanten personellen Strukturvorgaben des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) für die Krankenhäuser werden mehr qualifizierte Kräfte im Krankenhaus gebraucht. Auch in der Altenpflege sind Vorgaben zum Beispiel bei der Examinierten-Quote bindend.
Die Reha-Einrichtungen müssen sich daher zukünftig noch mehr anstrengen, attraktive Arbeitsbedingungen für ihre Mitarbeiter zu bieten. Entscheidend werden nicht zuletzt die finanziellen Anreize sein, um qualifiziertes Personal zu gewinnen und zu halten. Viele Rehabilitationskliniken, die bisher nur niedrigere Personalvergütungen realisieren konnten, befürchten aktuell deutlich überdurchschnittliche Personalkostensteigerungen. Auch die mit dem Fachkräftemangel verbundenen Aufwände für Personalakquise steigen überproportional. Ein Kostennachweis der RehaEinrichtungen, der repräsentativ nachweist, welche Gehaltsgefüge in den Rehabilitationskliniken vorherrschen, existiert jedoch nicht. Die branchenweit „gefühlten“ Dimensionen können nicht mit statischen Zahlen nachvollzogen werden.
Aber wie werden die erwarteten Personalkostensteigerungen refinanziert? Wo und wie können Kliniken zukünftig qualifizierte Kräfte finden? Bisher fehlen zum Thema Personal nicht zuletzt auch politische Lösungskonzepte. Die neue Bundesregierung sollte möglichst schnell nachhaltige Antworten erarbeiten. Für die Rehabilitation bleibt in der Zwischenzeit nur zu hoffen, dass die Rehabilitationsträger ausreichend für das Thema Personal sensibilisiert sind und die Vergütungssätze entsprechend erhöhen, damit die notwendigen Suchkosten und höheren Gehälter refinanziert werden und die Kosten-Erlös-Schere nicht noch weiter aufgeht.
Steigende medizinische Anforderungen kosten Geld
Insbesondere in der Anschlussrehabilitation steigen zudem auch die Anforderungen an die Reha-Kliniken. Die DRG führen zu kürzeren Verweildauern. Die Patienten sind zu Beginn der Reha pflegeaufwendiger, und auch die medizinischen Ansprüche steigen. Dies lässt sich am Beispiel der Rehabilitation bei Patienten mit multiresistenten Keimen veranschaulichen. Untersuchungen zur Prävalenz zeigen, dass die Thematik eine hohe Relevanz für die Rehabilitation hat. So schätzt das RKI in der Empfehlung die Prävalenz zwischen zwei bis zwölf Prozent je nach Indikation.
Leider gibt es nicht viele Studien, die sich mit den zusätzlichen Kosten für Reha-Einrichtungen beschäftigen. Abbildung 2 gibt einen Überblick über die zu erwartenden zusätzlichen Kosten infolge einer MRSA-Versorgung bei Isolationspflicht innerhalb einer medizinischen Rehabilitation.
