Public Reporting und Vergleichsportale für Reha und Akut

Vertrauen ist gut, Transparenz ist besser

  • Risikomanagement
  • Sonderausgabe DRG
  • 16.04.2019

f&w Beilage

Ausgabe 4/2019

Seite 76

Patienten möchten sicher sein bei der Qualität ihrer Versorgung – und befragen immer häufiger das Internet, wenn es um die Wahl einer Klinik, Reha-Klinik oder Arztpraxis geht. Gleichzeitig sind viele empfänglich für Empfehlungen aus ihrem persönlichen Umfeld. Wie einflussreich, transparent und valide Vergleichsportale und Public Reporting sind, wurde in diesem Workshop deutlich.

Das Magazin „Focus“ prämiert seit 1993 beziehungsweise 1994 jedes Jahr „Deutschlands Top-Ärzte“ und „Top- Kliniken“. Dies findet bei der Leserschaft große Resonanz. Die Erstellung der Listen sei aufwendige Recherchearbeit, so Jochen Niehaus, Chefredakteur der Magazinreihe „Focus Gesundheit“. Die Ergebnisse beruhen auf Interviews und schriftlichen Befragungen von Ärzten, aber auch auf deren persönlichen Empfehlungen sowie auf denen von Patienten. Die Gewichtung der Bewertungskriterien sei nicht in Stein gemeißelt. In einem Jahr kann die Empfehlung beispielsweise Gewichtungen von 40 Prozent Reputation, 30 Prozent medizinische Kriterien, 10 Prozent Hygiene und 7,5 Prozent Pflege plus weitere Punkte enthalten, im nächsten Jahr liegen die Schwerpunktthemen woanders. Ärzte können sich für eine Beteiligung beim Recherche­institut MINQ registrieren, und von „Focus“ ausgezeichnete Kliniken können das „Focus“-Gütesiegel gegen eine jährliche Gebühr für ihre Werbung verwenden.

Moderator Dr. Peter Gausmann von der Ecclesia Gruppe kommentierte angesichts dieser Aufschlüsselung erstaunt: Bei diesem Vorgehen ließen sich die Ergebnisse der einzelnen Jahre aufgrund subjektiver und wechselnder Bewertungskriterien nicht untereinander vergleichen.

Während die „Focus“-Liste auch auf subjektive Äußerungen setzt, will Annabelle Neudam von 4QD-Qualitätskliniken ein transparentes Ranking mit objektiven Bewertungen und klaren Empfehlungen. Die Geschäftsbereichsleiterin des Reha-Portals nannte die Schwachstellen vieler Bewertungsportale: Es würde nicht ersichtlich, wie die Ergebnisse zustande kämen, oder sie seien stark von subjektiven Beurteilungen einzelner Patienten geprägt. Hinzu käme, dass Bewertungsportale häufig nicht nutzerfreundlich gestaltet seien.

Das Reha-Portal der Qualitätskliniken führt alle deutschen Reha-Kliniken auf; eine Bewertung erfolgt erst nach freiwilliger Registrierung. Derzeit zählt das Portal 120 Kliniken. Die Gesamtbeurteilung setzt sich zu je 25 Prozent aus Behandlungsqualität, Sicherheit und Organisationsqualität, Patientenzufriedenheit sowie Behandlungs- und Ergebnisqualität zusammen. Daten zur Behandlungsqualität stammen aus den Qualitätssicherungsverfahren der Kranken- und Rentenversicherung; Angaben zu Sicherheit und Organisationsqualität werden von den Kliniken anhand einer Anforderungsliste selbst erhoben. Die Patientenzufriedenheit wird stichprobenartig durch standardisierte Befragungen festgestellt.

In seiner Eigenschaft als wissenschaftlicher Leiter der Initiative Qualitätsmedizin e.V. stellte Prof. Dr. Ralf Kuhlen gleich zu Beginn seines Vortrags fest: „Wir wollen kein vergleichendes Portal sein!“ 487 Krankenhäuser aus Deutschland und der Schweiz mit 7,6 Millionen stationären Behandlungen sind Mitglied bei der IQM. Zum Vergleich: Statistisch gesehen finden in Deutschland jährlich an die 17,8 Millionen stationäre Behandlungen statt. Wenn Auffälligkeiten bei Behandlungen auftreten (Datenquellen: G-IQI, PSI, AOK-QSR), werden diese in einer direkten Auseinandersetzung mit Fachkollegen (Peer-Review) überprüft und Verbesserungsvorschläge gemacht. Die Idee dahinter ist nicht Vergleich oder Ranking, sondern die individuelle Qualitätsverbesserung. Alle Ergebnisse werden transparent auf der Website veröffentlicht. Kuhlen sieht die Arbeit des IQM vorrangig im Inhaltlichen: „Wir suchen nach Indikatoren für Qualitätsverbesserungen.“ Die öffentliche Wahrnehmung sei da emotionaler: Sie wolle wissen, wer gut und wer schlecht sei.

Rankings und Public Reporting können klar intendiert subjektiv geprägt sein. Grundsätzlich hat Kuhlen kein Problem damit. „Ob die veröffentlichten Daten nun valide sind oder nicht – letztlich müssen Sie erklären können, was Sie da tun“, meinte er. Eine Entscheidung auf Vertrauensbasis berge jedoch viel systematisches Fehlerpotenzial. Zukünftig werden die gesammelten Online-Daten wohl die Empfehlung des Hausarztes ablösen. Niehaus verwies schon mal auf das Potenzial des „Focus“-eigenen Suchportals: Die in Kooperation mit der Stiftung Gesundheit erstellte Ärztedatenbank enthält Informationen von 280.000 Ärzten aus allen öffentlich zugänglichen Quellen.

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