Vorstandsvorlage

Viel zu gewinnen, viel zu verlieren

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  • Management
  • 30.06.2021

f&w

Ausgabe 7/2021

Seite 616

Digitalisierung gibt es nicht zum Nulltarif. Das wissen wir, die wir uns jahrelang intensiv in zeitraubenden und anstrengenden Meetings damit beschäftigt haben. Die komplizierten Schnittstellen schlagen stets ein Schnippchen und verhindern Lösungen, die das Adjektiv „integriert“ zu Recht tragen würden. FIHR (Fast Healthcare Interoperability Resources), IHE (Integrating the Healthcare Enterprise) oder HL7 – Initiativen von Anwendern und manchen Herstellern, welche die Interoperabilität der Systeme gewährleisten sollen, sind gut gemeint, bleiben aber leider oft wirkungslos. Keiner macht wirklich mit – vor allem nicht die etablierten größeren Softwarehersteller. So kann man auch den Markt abschotten und die intelligenten Lösungen der heiß geliebten Start-ups torpedieren und versenken. Auf der Strecke bleiben die Patient:innen, denen dadurch herausragende Qualität durch nahtlose Information und Kommunikation vorenthalten wird. Unser amtierender Bundesgesundheitsminister samt seinen tüchtigen Mitarbeiter:innen hat das längst erkannt. Er erzwingt mit der „Gesundheits-IT IOP-Verordnung“ eine Offenlegung von Schnittstellen. Und er fördert sogar im KHZG die Interoperabilität als conditio sine qua non für den sektorenübergreifenden Informationsaustausch.

Ob das alles was nutzen wird? Wie lange wird es dauern, bis unsere KIS-Anbieter die Anforderungen erfüllen, und vor allem: Was wird das kosten? Naja – sei´s drum. Jetzt haben wir erst einmal 4,3 Milliarden Euro, die wir möglichst bis 2023 ausgeben dürfen, um den Digitalisierungsquantensprung, zu dem manche von uns bereits angesetzt haben, nun auch zu vollziehen. Viel Geld – sehr viel Geld. Fast halb so viel wie die Corona-Hilfen für 2020!

Die basale Annahme ist klar – viel Geld soll viel helfen. Gutes Geld ist das für diejenigen unter uns, die sich seit Jahren die Digitalisierung auf die Fahnen geschrieben haben, die einen hohen allgemeinen Vorbereitungsgrad im Sinne einer umfangreichen Digital Readiness aufgebaut haben. Sie können die zusätzlichen Mittel schnell, zielgerichtet und produktiv einsetzen: Wir konnten bereits zeigen, wie (sektorenübergreifende) Versorgungsqualität erreicht werden kann, wie durch elektronische Dokumentation Patientensicherheit verbessert werden kann oder wie die Digitalisierung zu validen und reliablen Prozessen führt.

Geld war dadurch allerdings nicht einzusparen – im Gegenteil: Engagierte Digitalisierung verschlingt laufend hohe Beträge für IT-Expert:innen, für Lizenzen, Wartungsgebühren oder Ersatzbeschaffungen in Hardware. Diese Frage stelle ich mir ohnehin: Woher werden die finanziellen Mittel für den laufenden Betrieb der mit dem KHZG geförderten Hardware und Software kommen? Sollten alle geförderten Projekte wirklich zu einem nachhaltigen Erfolg führen und nicht ergebnislos versanden, muss diese Frage beantwortet werden. Denn den Glauben daran, dass man durch Digitalisierung rationalisieren, also Menschen durch IT ersetzen könnte, kann man getrost ad acta legen.

Digitalisierung führt zu höherer Qualität und überhaupt zur Anschlussfähigkeit, zur künftigen Erreichbarkeit der Krankenhäuser. Wer kein digitaler Muttersprachler ist, der ist schon heute nahezu ausgelistet, der erreicht weder neue Mitarbeiter:innen und auch bald schon keine Patient:innen mehr. Digitalisierung kostet sehr viel Geld! Wer das nicht investiert, wird noch sehr viel mehr verlieren.

Mehr zum Thema KHZG:

 

Patientenportale: Der Patient bekommt die Datenhoheit, um digital mit dem Krankenhaus interagieren zu können.

Patientenakte: Aktensysteme, die von Leistungserbringern für eine intersektorale Versorgung genutzt werden, sind im Aufwind.

Entscheidungsunterstützungssysteme: In der Informations- und Patientenflut helfen sie dabei, den Überblick zu behalten.

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