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  • 03.08.2021

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Ausgabe 8/2021

Seite 702

Josef Düllings

 

Die Einführung der doppelten Degression 2011 sollte nach dem Willen des Gesetzgebers helfen, die Finanzen der Krankenkassen zu sanieren. Sie führte in kürzester Zeit zu einer Verdoppelung des Anteils der Kliniken mit roten Zahlen. Bei Krankenkassen und im Gesundheitsfonds häuften sich die Rücklagen bis Ende 2019 auf ein historisches Allzeithoch von über 30 Milliarden Euro – fast ein Drittel des Umsatzes der gesamten Krankenhausbranche. Ebenso wurde durch den stetigen Rückzug der Länder aus der Investitionsfinanzierung die bestehende Lücke bei den Kliniken in dieser Zeit um weitere 30 Milliarden Euro vergrößert.

Aktuell werden von Experten Hausnummern zur Zahl der benötigten Krankenhäuser in Deutschland aufgerufen. Bar jeder Evidenz liegen die Gebote mal bei 300 (Leopoldina), 600 (Bertelsmann) oder 1.200 (G-BA) Kliniken. Und ganz aktuell werden Budgetabschlüsse noch für 2020 verweigert oder verzögert, womit die vom Gesetzgeber beschlossene Finanzierung des Pflegebudgets in den Kliniken nicht ankommt. Auch hier geht es um Milliarden.

Was sagt das alles über die Wertschätzung einer Branche aus, die jedes Jahr Millionen von Menschen durch ihre Leistungen vor Tod und schwerer Krankheit bewahrt und ihnen eine neue Lebensperspektive bietet? Haben die Protagonisten dieser Entwicklungen mal eine persönliche Erfahrung gemacht, die ihnen den Wert dieser Branche für die Menschen vor Augen führt? Wissen wir, welch großes Glück wir mit dieser Krankenhausversorgung in Deutschland haben?

Der Bund und sein Unternehmen Deutsche Bahn investieren bis 2030 rund 86 Milliarden Euro in die Modernisierung von Schienennetz und Infrastruktur. Vorschläge zur Modernisierung der Krankenhausbranche beschränken sich meist auf noch mehr Bürokratie, Mittelentzug und Standortabbau. Eine Fantasielosigkeit, die vor allem den Patientinnen und Patienten nicht guttun würde. In der Corona-Pandemie hat die Bevölkerung durch Beifall für das medizinische Personal gezeigt, was sie erwartet. In der Krise war dies eine Stressreaktion und das glückliche Gefühl der Sicherheit, das in anderen europäischen Ländern durch schreckliche Bilder plötzlich zerstört war.

Unsere Branche verdient ein Zukunftskonzept Deutsches Krankenhaus, was wir als VKD wiederholt einfordern, mit einem Masterplan zur Umsetzung in den nächsten zehn Jahren. Dabei interpretieren wir den Willen der Wähler so, dass die Krankenhäuser in den Regionen die Anker der Versorgung sein sollen. Es kommt nicht von ungefähr, dass die Schließung eines Krankenhauses in der Bevölkerung große Ängste auslöst. Dies sollten die Kandidaten für die Bundestagswahl in ihren Wahlkreisen gerade in der noch andauernden Pandemie nicht unterschätzen. Wir als Verantwortliche vor Ort beraten hier gerne aus Sicht der Praxis und sind auch zu einer ergebnisoffenen Diskussion bereit, die dann aber alle Sektoren umfassen muss, um eine Verbesserung der Gesamteffizienz zu erreichen. Wozu wir nicht bereit sind, ist eine Verschlechterung der Patientenversorgung durch gesetzliche Vorgaben.

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