Vorhaltefinanzierung: Finanzspritze mit Nebenwirkungen

Des Pudels Kern

  • Finanzierung
  • Sessions
  • 12.04.2023

Eine Session wie ein BWL-Auffrischungskurs, denn: Was sind eigentlich diese Vorhaltekosten (VK), über die die Bund-Länder-AG derzeit berät? Wie lässt sich ihre geplante Vergütung einordnen? Als Finanzspritze? Als Weg aus dem Hamsterrad? 

Stefan Wöhrmann, Verband der Ersatzkassen (vdek), hat in der Fachliteratur nachgelesen: „VK entstehen für die Bereitstellung des Betriebes, unabhängig von einer Inanspruchnahme.“ Ihre Finanzierung sei zweckgebunden und habe eine Schutzfunktion. „Wir aber bewegen uns hin zu einer Steuerungsfunktion“, so der Abteilungsleiter Stationäre Versorgung.

Andreas Beivers, Hochschule Fresenius, begrüßt, dass das VK-Thema die Branche in eine BWL-fokussierte Diskussion führe: „Damit nähern wir uns des Pudels Kern.“ Wissenschaftlich betrachtet sei das Thema VK komplex und werfe Fragen auf: Woher kommt das Geld und wie wird es auf die Ebene der Versicherten transferiert? Wie kommt das Geld zu den Häusern? Nach aktuellem Stand würden die VK-Budgets nach Leistungsgruppen angepasst. „Man wird aber normativ zu diskutieren haben, inwiefern das künftig mit Qualitätsparametern zusammenhängt.“

Bernadette Rümmelin vom Katholischen Krankenhausverband Deutschland erhofft sich durch die VK-Finanzierung eine „Daseinsvorsorge für alle Regionen“. Sie warb für eine Kostenkalkulation der real vorzuhaltenden Leistungen einer Basisversorgung, die mit Spezialisierungen und regionalen Bedarfen aufsummiert werden können.

Dass Universitätskliniken bei der VK-Finanzierung besondere Beachtung verdienten, unterstrich Christiane Stehle, Universitätsmedizin Rostock. Diese Häuser sicherten nicht nur die Forschung und Lehre, auch ihr klinisches Portfolio sei komplex: „Ihr Case-Mix-Index liegt 30 Prozent höher als im Bundesschnitt.“ Zudem hielten sie eine Spezialisierung vor, betrieben etwa defizitäre Kinderkliniken oder Einrichtungen für seltene Erkrankungen. „Dafür brauchen wir eine Finanzierung“, so die Ärztliche Vorständin. Unterstützung erhielt sie von Wöhrmann: „Unikliniken sind aktuell nicht sehr gut dran in der Finanzierung, die sollen jetzt gerecht finanziert werden.“ Dennoch habe die Kommission aus seiner Sicht hier noch „einen Nachschlag“ gegeben. Wöhrmann präsentierte eine auf Fallmengen und Breite des Fallspektrums beruhende Matrix: Kleine Kliniken in der Stadt hätten demnach eine hohe Fallzahl, aber ein schmales Fallspektrum. „Wenn die etwas abgeben würden, würde sie das nicht so stark treffen.“ Auf dem Land aber, wo Kliniken ein breiteres Spektrum bei geringer Fallzahl abdecken, müsse anders gehandelt werden: „Da darf ich die VK nicht über Leistungsgruppen berechnen, sondern muss sie auf den Standort beziehen.”

Andreas Schmid von der Oberender AG warb dafür, stärker auf die Betriebskosten zu schauen, da diese je nach Level, Region oder Siedlungsstruktur variieren könnten. Auch Volumen- und Effizienzanreize sowie Margenfreiheit spielten eine Rolle. „Wir müssen uns gute Gedanken machen über die Zielsetzung von Vorhaltefinanzierung“, resümmierte schließlich Moderator Thomas Bublitz, Bundesverband Deutscher Privatkliniken. „Es gibt viele Probleme in den Kliniken. Nicht alle hängen mit Daseinsvorsorge und Vorhaltung zusammen.“ Am Ende sei die Frage der Verteilung, so Beivers, vielleicht auch „keine von Groß, Klein, Stadt oder Land“, zumindest nicht in dem Sinne, dass diese Gruppierungen gegeneinander stehen. Jeder habe Vorhaltekosten, jeder habe sprungfixe Kosten. Es gehe hier vor allem um einen BWL-Blick – und das sei nun mal „bei Weitem nicht trivial“. 

Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer des DRG | FORUMs können den kompletten Mitschnitt dieser Session im Veranstaltungsarchiv abrufen.

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