Bilanzgespräch

„Daseinsvorsorge im Kiez leisten, keine Rosinenpickerei betreiben“

  • Finanzen
  • Management
  • 29.08.2023

f&w

Ausgabe 9/2023

Seite 828

Die Krankenhausreform schlägt in Berlin ihre ganz eigenen Wellen und ist wohl bisher kaum metropolentauglich, findet Vivantes-Chef Johannes Danckert. Der Klinikkonzern lässt sich davon nicht beirren, investiert trotz Millionendefizit in Riesenprojekte und packt die Themen Zentralisierung, Ambulantisierung und Fachkräftemangel beim Schopf.

Herr Dr. Danckert, wie bewerten Sie die Eckpunkte zur Krankenhausreform aus Vivantes-Sicht?

Nun, ich denke, der Minister wirft den Stein an der richtigen Stelle ins Wasser. Es ist nur die Frage, ob man sich manchmal der Wellen bewusst ist. Die großen Themen sind in der Reform noch gar nicht angesprochen, beispielsweise die Frage der Finanzierung oder wie die Länder ihren Zahlungsverpflichtungen angesichts des riesigen Investitionsstaus sowie immer schneller ansteigender Baukosten nachkommen wollen. Dazu habe ich bisher nichts gefunden. Und das treibt auch die Vivantes-Mitarbeiter ganz klar um – also: Wie sehen die zukünftigen Strukturen aus, wie kommen wir unserem regionalen Versorgungsauftrag nach, auf welche Themenfelder sollten wir uns jetzt konzentrieren und wie können wir die Chancen von Digitalisierung und Ambulantisierung nutzen? Wir brauchen Planungssicherheit, aber wir haben alles andere als diese. Ich hoffe, dass es eine richtige Reform wird – bitte nicht nur ein Reförmchen. Wenn alles so bleibt, wie es ist, wäre das sicherlich am schlechtesten. Aber es ist natürlich schwer, mit einer solchen Reform allen Regionen Deutschlands gerecht zu werden und nicht alles über einen Kamm zu scheren. Das Leben in der Stadt ist anders als das auf dem Land.

Sind die Reformpunkte denn metropolentauglich?

Das werden wir sehen, wenn das Gesetz vorliegt. In der Großstadt Berlin werden sicherlich Kapazitäten abgebaut werden. Noch nicht endgültig durchdacht ist aber, welche Strukturelemente unbedingt vorgehalten werden müssen, um ein bestimmtes Level zu erreichen. Aber dass die Qualitätstransparenz im Vordergrund steht, finde ich sehr gut. Denn ein gut informierter Patient kann dann hoffentlich auch eine informierte Entscheidung treffen. Unbeantwortet bleiben in dem Eckpunktepapier aber nach wie vor die Fragen nach einer nachhaltigen Finanzierung der laufenden Kosten oder der dringend nötigen Erneuerung der baulichen Infrastruktur. Beim letzten Punkt geht es ja auch um Konsequenzen aus dem Klimawandel und die Verkleinerung des ökologischen Fußabdrucks der Kliniken.

Das schlägt sich auch in den Unternehmenszahlen der Vivantes-Häuser nieder: Im vergangenen Jahr hat der Berliner Konzern einen Fehlbetrag von 72,3 Millionen eingefahren. Woran lag das?

Das liegt einerseits noch an den Nachwirkungen von Corona und ist andererseits schon durch den Ukraine-Krieg geprägt – Stichwort Inflation. Die inflationsbedingten Mehrkosten sind um ein Vielfaches höher als die Preissteigerung, die uns der Basisfallwert ersetzt. Als Folge der Pandemie sind die Fallzahlen noch nicht auf dem Niveau, auf dem sie 2019 waren. Wir haben deutlich weniger stationäre Patienten als vor der Pandemie. Dieses Delta schlägt sich im Ergebnis nieder. Wir sind zudem besonders herausgefordert, weil wir an unseren acht Standorten überall auch Daseinsvorsorge im Kiez leisten und keine Rosinenpickerei betreiben. Wir bieten das gesamte Spektrum an. Das Investitionsvolumen lag 2022 bei 146,5 Millionen Euro, größtenteils in Bauprojekte. Was unsere Wirtschaftsplanung angeht, so werden wir 2023 wieder deutlich mehr Patienten behandeln als im Vorjahr, aber noch nicht ganz die Ziele erreichen, die wir uns gesteckt haben. Derzeit wissen wir nicht, in welche Richtung sich die Berliner Kliniklandschaft entwickeln wird und wie sich die einzelnen Disziplinen ausrichten. Wir würden gerne die Herausforderungen dieses Wandels annehmen. Dafür brauchen wir aber die entsprechenden Regelungen, die den Rahmen setzen.

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