Die großen Klinikträger wachsen weiter stark – besonders die Top 10 der Klinikverbünde haben im vergangenen Jahr stark zugelegt. Dies zeigt die sechste Auflage des Klinikrankings von f&w und Curacon für den deutschen Krankenhausmarkt mit Blick auf das Bilanzjahr 2022.
Basis der Befragung anlässlich der sechsten Auflage des Klinikrankings bildet das Bilanzjahr 2022. Demnach liegen im öffentlich-rechtlichen Ranking Vivantes und die BG Kliniken bei den Umsatzerlösen fast gleich auf. Dieses Jahr haben die BG Kliniken die Nase vorn und belegen den ersten Rang vor Vivantes – im Vorjahr war es noch umgekehrt. Die Knappschaft Kliniken liegen auf Rang drei. Damit weisen die drei größten öffentlichen Klinikträger einen Umsatz von mindestens 1,3 Milliarden Euro auf.
Als nächste Dreiergruppe folgen die großen psychiatrischen Verbünde in Nordrhein-Westfalen (Landschaftsverband Rheinland – LVR und Landschaftsverband Westfalen-Lippe – LWL) und Baden-Württemberg (Zentren für Psychiatrie – ZfP) auf den Rängen vier bis sechs. Auf den Rängen sieben bis 20 liegen mehrheitlich die großen Stadt- und Regionalversorger. 18 der 20 Plätze im Ranking belegen öffentlich-rechtliche Klinikträger mit einem Umsatz zwischen 500 und 770 Millionen Euro.
Exkurs: 6-Jahres-Vergleich 2016 bis 2022
Erstmals wurde im sektorübergreifenden Ranking die Entwicklung der Klinikträger über sechs Jahre beobachtet, ausgehend von der ersten Auflage des Klinikträgerrankings mit dem Bilanzjahr 2016. Die Top 45 Klinikträger verzeichnen im Vergleich zum Bilanzjahr 2016 einen Bettenzuwachs um 20 Prozent und ein Beschäftigtenplus von 19 Prozent. Deren Umsatzerlöse sind sogar um 42 Prozent gestiegen. Von allen 45 Klinikträgern entfällt allein schon auf die Top 10 ein fast 50-prozentiges Umsatzwachstum.
Es zeigt sich also, dass gerade die großen Klinikträger aller drei Sektoren auf Wachstumskurs sind. Dies ist auch der Grund, warum im Jahr 2023 keine großen Verschiebungen in den Rankings festzustellen sind, da alle Klinikträger stark wachsen. Spannung verspricht die Entwicklung im aktuellen Jahr 2024, da die wirtschaftlich angespannte Situation zu weiteren Käufen oder auch Zusammenschlüssen führen wird. So wird der Zusammenschluss der beiden Kölner Cellitinnen im Dezember 2022 und der St. Augustinus Gelsenkirchen mit dem Katholischen Klinikum Ruhrgebiet Nord (KKRN) zu den Katholischen Einrichtungen Ruhrgebiet Nord (KERN) im August 2023 oder der im Juni 2023 angekündigte Zusammenschluss der Diakonischen Werke Herne und Gelsenkirchen mit den Augusta-Kliniken Bochum das Ranking der freigemeinnützigen Träger in beiden folgenden Jahren beeinflussen.
Die drei größten privaten Klinikverbünde – Helios, Asklepios und Sana – dominieren im Sechs-Jahres-Vergleich die Top-3-Positionen. Im Jahr 2022 gelingt es den zwei freigemeinnützigen Trägern Alexianer und Agaplesion – unter anderem durch Zukäufe – die drei großen öffentlich-rechtlichen Träger – BG Kliniken, Vivantes, Knappschaft Kliniken – im Gesamtranking zu überholen.
Den ersten Platz im Ranking der freigemeinnützig-konfessionellen Träger haben im Bilanzjahr 2022 die Alexianer inne, die erstmals vor Agaplesion an der Spitze rangieren. Die Ränge drei und vier belegen wie im Vorjahr die Barmherzigen Brüder Trier und die St. Franziskus-Stiftung Münster. Es folgen mit der Gemeinnützigen Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe (GFO) ab Rang fünf weitere Schwergewichte des freigemeinnützigen Sektors wie der Elisabeth Vinzenz Verbund, die Marienhaus Unternehmensgruppe, die neu gegründete Kath. St. Paulus Gesellschaft und viele weitere. Dazwischen mischen sich auch mehrere diakonische Verbünde. Von Rang neun bis 19 gibt es keine Veränderung in der Positionierung im Vergleich zum Vorjahr. Für die ersten fünf Ränge müssen die Träger einen Umsatz von mindestens einer Milliarde Euro aufweisen und für Rang 15 mehr als 500 Millionen Euro.
Das Ranking der privat geführten Krankenhausträger lässt sich als nahezu statisch bezeichnen. Bei acht von zehn Positionen gibt es keine Veränderung zum Vorjahr. Spitzenreiter mit einem Umsatz von rund sieben Milliarden Euro ist unangefochten Helios Deutschland, gefolgt von Asklepios, Sana, dem SRH Konzern und Ameos. Um in die Gruppe der ersten fünf Klinikträger zu gelangen, ist ein Mindestumsatz von einer Milliarde Euro notwendig.
Für das aktuelle Klinikranking auf Grundlage des Bilanzjahrs 2022 wurden – wie in den Vorjahren – die größten Krankenhausbetreiber Deutschlands entlang der Sektoren öffentlich, freigemeinnützig-konfessionell und privat befragt. Dabei standen wie in den vergangenen Jahren die Größenkennzahlen Umsatzerlös, Anzahl Beschäftigte und Anzahl Betten im akutstationären beziehungsweise akutpsychiatrischen Bereich im Fokus der Befragung. Lagen keine Rückmeldungen vor, wurden ersatzweise Angaben aus veröffentlichten Jahresabschlüssen oder der jeweiligen Homepages ergänzt. Redaktionsschluss war der 30. Januar 2024. Vorjahreswerte wurden diesmal für fünf Verbünde verwendet.
Die Universitätskliniken bilden eine eigene Gruppe und fanden wie in den Vorjahren auch in diesem Ranking keine Berücksichtigung. Mangels Vergleichbarkeit mit reinen akutstationären oder psychiatrischen Versorgern wurden wie in den Vorjahren auch die sogenannten Komplexträger, die neben der Versorgung von Patienten in Krankenhäusern überwiegend Dienstleistungen und Hilfen der sozialwirtschaftlichen Hilfefelder anbieten, vom Ranking ausgeschlossen. Darunter fallen die Malteser, die Johanniter, die Josefs-Gesellschaft und Diakoneo, die weniger als die Hälfte an Krankenhausbetten an allen Einrichtungsbetten und -plätzen im Konzern aufweisen.