Spezialisten unter Druck

  • Politik
  • Editorial
  • 29.07.2024

f&w

Ausgabe 8/2024

Seite 685

Florian Albert, Chefredakteur

Die Debatte um die Krankenhausreform kreist oft um die Rolle der Unikliniken und der Grundversorger. Übersehen werden dabei oft die Fachkliniken. Die Regierungskommission brachte den Stein ins Rollen, als sie vorschlug, Fachkliniken „baulich und inhaltlich“ in größere Krankenhausstandorte zu integrieren. Zwar wurde dieser Vorschlag nicht weiter- verfolgt, doch der nun im Bundestag verhandelte Gesetzentwurf des KHVVG lässt Betreiber sowie Bundesländer aufhorchen. Sie warnen: Sollte das Gesetz in seiner jetzigen Form verabschiedet werden, drohe vielen Fach- kliniken das Aus.

Nicht jedes Untergangsszenario muss für bare Münze genommen werden. Dennoch stehen die Fachkliniken zunehmend im Zentrum einer kontroversen Diskussion. Ihre Rolle ist schon länger umstritten. Für die einen sind sie Meister der Nische: mit hohen Fallzahlen und spezialisiert auf ein oder wenige Krankheitsbilder; für Kritiker sind sie Rosinenpicker, die lukrative Felder besetzen und nicht selten, gefüttert von Investoren, auf maximalen Profit getrimmt sind. Die Frage, die nun mit der Krankenhausreform neu beantwortet werden muss, lautet: Welche Rolle sollen die hoch spezialisierten Einrichtungen in der Krankenhauslandschaft der Zukunft spielen? Wofür werden sie noch gebraucht? Welchen Platz können sie einnehmen?

Erstaunlicherweise fehlt bislang eine allgemein anerkannte Definition für ein Fachkrankenhaus. Johannes Wolff vom GKV-Spitzenverband und Matthias Hagen Lakotta von den Recura Kliniken unterbreiten einen Definitions- vorschlag, mit dem sich „echte“ von „unechten“ Spezialisten unterscheiden lassen (Seite 695). In eine ähnliche Kerbe schlägt Chefarzt Klaus F. Rabe, der in seinem Beitrag das Label „Spitzenmedizin“, das sich vor allem Universitätskliniken zuletzt vermehrt anhefteten, hinterfragt (Seite 712). Wie wiederum die Unikliniken ihre neue Koordinierungsrolle ausfüllen wollen, beschreiben unsere niedersächsischen Autorinnen und Autoren am Beispiel des Pädiatrischen Intensivnetzwerks Niedersachsen (Seite 707). Eine andere Frage wirft Gesundheitsökonom Andreas Beivers in seinem Beitrag auf. Er analysiert, wie sich Fachkrankenhäuser insbesondere unter dem Aspekt „Ambulantisierung“ verändern müssen (Seite 704).

Für Aufsehen sorgte im Juli eine ARD-Reportage. Sie bestätigte, was Expertinnen und Experten bereits seit Längerem wissen: In Deutschland gibt es große strukturelle Unterschiede in der Notfallversorgung. Die Überlebenschancen bei einem Herzstillstand variieren in deutschen Rettungsdienst- bereichen enorm. Inzwischen hat Minister Karl Lauterbach seine Notfall- reform auf den Weg gebracht. Claudia Ackermann, Leiterin der Landes- vertretung der TK Hessen, und ihre Kollegen benennen die aus ihrer Sicht wichtigsten Stellschrauben für eine Reform des Rettungsdienstes und der Leitstellen (Seite 728).

Ein Jubiläum feiert in diesem Jahr der Krankenhaus Rating Report. Zum 20. Mal dokumentiert das Autorenkollektiv um Gesundheitsökonom Boris Augurzky, wie es um die wirtschaftliche Lage der Krankenhäuser bestellt ist. Mein Kollege Jens Mau hat die wichtigsten Ergebnisse zusammengefasst (Seite 720).

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