Das Krankenhaus Spremberg ist gerettet; die Insolvenz wurde abgewendet. Nun soll aus dem Krankenhaus ein Level-1n-Haus mit angeschlossener Fachklinik für Psychiatrie werden. Geschäftsführer Tobias Grundmann erklärt im Bilanzgespräch, warum dafür die bundesweit einmalige Gesellschafterstruktur geändert werden musste.
Herr Grundmann, vor zweieinhalb Jahren musste sich das Spremberger Krankenhaus sanieren und ging ins Schutzschirmverfahren. Die Klinik wurde rekommunalisiert und gilt seit 2023 als gerettet. Schreiben Sie schwarze Zahlen?
Wir sind auf einem guten Weg und werden das Geschäftsjahr 2024 positiv im sechsstelligen Bereich abschließen. Einer der Hauptgründe für die drohende Insolvenz war, dass die Budgetverhandlungen aus dem Jahr 2019 weit zurücklagen, die Liquiditätsreserven aber unter den inzwischen veränderten Rahmenbedingungen irgendwann ausgeschöpft waren. Dadurch konnten wir unseren Geschäftsbetrieb bei stark steigenden Kosten plus Energiekrise und Inflation nicht auskömmlich führen.
Ein weiterer Hauptgrund war, dass wir während der Coronapandemie im psychiatrischen Bereich unterbelegt blieben. Wer eine Psychiatrie nach den alten Abrechnungssätzen voll betreibt, diese aber nicht voll belegen kann, hat ein Problem. Inzwischen sind unsere psychiatrischen Betten wieder zu 95 Prozent belegt. Und in der Somatik sind wir mit unseren Bewertungsrelationen durch und konnten diese um zwei bis drei Prozent steigern.
Das Krankenhaus hatte mit seiner Gesellschafterstruktur bundesweit ein Alleinstellungsmerkmal: Gesellschafter waren über einen Förderverein zu 51 Prozent die Mitarbeiter selbst, die Stadt war nur Mitgesellschafter. Zur Konsolidierung des Hauses hat sie ihre Anteile auf 80 Prozent aufgestockt. Konnte das alte Modell auf Dauer nicht funktionieren?
Die frühere Gesellschafterstruktur hat sicher zur Einzigartigkeit des Hauses und einer hohen Verbundenheit der Mitarbeiter mit der Klinik beigetragen. Strategisch und operativ gab es allerdings auch Schwächen. Unter Umständen hätte das Haus eine Sanierung in Eigenregie und ohne rechtliches Verfahren machen können, wenn alle ihre Hausaufgaben gemacht und die Budgets rechtzeitig verhandelt hätten. Das gilt sowohl für das Pflegebudget als auch für das Psychiatriebudget.
Im früheren Konstrukt war per Satzung kein Aufsichtsrat vorgesehen. Die damalige Geschäftsführung saß im Vorstand des Fördervereins und war Hauptgesellschafterin. Dort wurde also unmittelbar entschieden, was passiert. Die Mitarbeitenden haben tatsächlich selbst die Geschäftsführung gestellt.
Das ist jetzt nicht mehr so. Heute wird die Geschäftsführung durch den Aufsichtsrat beraten und kontrolliert. Der Aufsichtsrat setzt sich aus der Bürgermeisterin der Stadt Spremberg und den Stadtverordneten, dem Förderverein und der Arbeitnehmervertretung zusammen. An der Gesellschafterversammlung ist auch der Förderverein noch beteiligt. Diese Aufgabenteilung funktioniert in meinen Augen gut.
Wie hat der Förderverein, wie haben die Mitarbeiter den Wechsel mitgetragen?
Es ging um den Fortbestand des Hauses. Die Mitarbeiter hätten niemals die Summe aufbringen können, die ein Gesellschafter hätte aufbringen müssen, um das Haus zu retten. Und seine Besonderheit hat das Haus nicht völlig verloren: Hier herrscht nach wie vor eine familiäre Atmosphäre, alle Teams haben die Restrukturierung mit ihrem Engagement mitgetragen. Der Förderverein ist an vielen Entscheidungen, die wir für die Klinik treffen, beteiligt. Seine neue Rolle soll nun die eines Fördervereins im Wortsinne sein: Er ist die gute Seele des Hauses, kann viele Dinge für die Mitarbeiter in die Wege leiten, zum guten Betriebsklima beitragen. Diese neue Rolle entdeckt der Förderverein nun für sich. Die Führung des Hauses obliegt der Geschäftsführung und dem neuen Aufsichtsrat.
[...]
Sie wollen den Artikel vollständig lesen und sind schon Abonnent?
Einloggen und weiterlesen
Sie sind noch kein Abonnent?
Jetzt Abo abschließen und unbegrenzt f&w und BibliomedManager.de nutzen