Risikomanagement

Brand und SEK-Einsatz: Wie das Luisenhospital Aachen die Krise meisterte

  • Strategie
  • Management
  • 21.08.2025

f&w

Ausgabe 8/2025

Seite 716

Ein Brand nahe der Intensivstation, eine bewaffnete, potenziell suizidale Person mit Sprengstoff im Gebäude und ein SEK-Einsatz: Das Luisenhospital stand vor einer Extremsituation. Wie das Management die Kontrolle behielt, welche Schäden entstanden und welche Lehren sich ergeben. 

Um 16.41 Uhr schlug die Brandmeldeanlage im Luisenhospital Alarm. In kürzester Zeit entwickelte sich im ersten Obergeschoss ein Brand – nur Meter entfernt von der Intensivstation und dem Zentral-OP. Die starke Rauchentwicklung erreichte die Station bereits, als erste Einsatzkräfte eintrafen. Fast zeitgleich wurde die Klinikleitung durch die Polizei informiert, dass sich eine bewaffnete, potenziell suizidale Person mit Sprengstoff im Gebäude befinde – mutmaßlich dieselbe Person, die das Feuer gelegt hatte. Eine konkrete Geiselnahme konnte zunächst nicht ausgeschlossen werden. Die Lage war diffus, die Gefahren real und die Entscheidungsträger mussten in Sekunden handeln.

Evakuierung in Minuten

Die Pflegekräfte auf der Intensivstation sowie der Chefarzt der Intensivmedizin reagierten instinktiv richtig: Die Patienten – viele von ihnen beatmet – wurden unter hohem logistischem und emotionalem Druck aus dem Brandabschnitt in sichere Zonen verlegt. Unterstützt wurden sie von Mitarbeitenden angrenzender Bereiche. Dieser spontane Entschluss rettete Leben. Innerhalb weniger Minuten war der gefährdete Bereich geräumt. Kurz darauf war er durch Rauch und Hitze unzugänglich. Die Brandlast blieb auf einen OP-Saal und die Intensivstation begrenzt. Auch umliegende Bereiche wurden geräumt und so abgeschirmt, dass weiter entfernt liegende Bereiche vorerst gesichert waren. Die gesamte Evakuierung verlief reibungslos und binnen weniger Minuten, sodass keine Person zu Schaden gekommen ist.

Extremer Kräfteeinsatz

Innerhalb von 20 Minuten befanden sich über 400 Einsatzkräfte – Feuerwehr, Polizei, Sondereinsatzkommando (SEK), Rettungsdienste – auf dem Klinikgelände. Das SEK koordinierte gemeinsam mit der Polizei die Sicherung des Gebäudes. Die Feuerwehr kämpfte eingeschränkt gegen die Ausbreitung der Flammen an. Durch die Gefahrenlage war auch das Betreten durch die Feuerwehr nicht erlaubt. Währenddessen gelang es dem Leiter der Physiotherapie, die Täterin zu fixieren, nachdem diese sich zwei Stockwerke tiefer in seinem Büro versuchte zu verschanzen. Sie behauptete, einen Sprengstoffgürtel zu tragen. Der Leiter konnte zwei weitere Personen in Sicherheit bringen, bevor sich die Frau in seinem Büro verbarrikadierte. Der Einsatz des SEK endete gegen 23 Uhr mit der Festnahme der Täterin – der vermeintliche Gürtel war eine Attrappe. Ihre Aussage im späteren Verfahren: Sie habe gezielt provoziert, um „vom SEK erschossen“ zu werden.

Innere Sicherheit priorisiert

Während des laufenden Einsatzes blieben die Patienten auf den Stationen – abgeschirmt, aber versorgt. Eine vollständige Evakuierung stand im Raum, konnte aber durch Lageeinschätzungen und funktionierende Abschottung verhindert werden – auch im Nachhinein. Die klinische Versorgung lief unter hohem Druck weiter. Der reguläre OP-Betrieb wurde gestoppt. Auch nach Einsatzende blieb das betroffene Gebäudesegment gesperrt. Polizei, Feuerwehr und Mitarbeitende waren über Nacht im Einsatz, um Stabilität zu gewährleisten.

Schaden in Millionenhöhe

Noch in derselben Nacht begannen erste Reinigungsmaßnahmen. Die Intensivstation war nicht mehr nutzbar, neun von elf OP-Sälen mussten vorübergehend außer Betrieb genommen werden. Die Gesamtschadensfläche belief sich auf über 3.000 Quadratmeter – inklusive Infrastruktur, Elektrik und Medizintechnik. Die Kriminalpolizei begann mit der Spurensicherung, Sachverständige der Versicherung mit der Schadenserhebung. Am Tag nach dem Anschlag trafen spezialisierte Reinigungs- und Wiederherstellungsfirmen vor Ort ein. Parallel dazu wurden alle Mitarbeitenden in die interne Krisenkommunikation eingebunden – über E-Mail, Aushänge, persönliche Gespräche und tägliche Lagebesprechungen.

Rettungsanker Versicherung

Ohne belastbaren Versicherungsschutz hätte das Luisenhospital den Betrieb nicht aufrechterhalten können. Die Betriebsunterbrechungsversicherung sicherte erste Liquiditätszuflüsse – jedoch nur für eine begrenzte Haftzeit von maximal zwei Jahren. Früh entschied sich das Management daher, in temporäre Infrastrukturen zu investieren.

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Luisenhospital Aachen

Das Luisenhospital gehört mit weiteren Einrichtungen wie dem Seniorenheim Haus Cadenbach, den Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) für Chirurgie, Gastroenterologie, Pneumologie und Gynäkologie zum Evangelischen Krankenhausverein zu Aachen. Die räumlich angrenzende Christliche Bildungsakademie für Gesundheitsberufe Aachen GmbH gehört zu dem Verbund. Diese bildet bis zu 500 Menschen in fünf verschiedenen medizinischen und pflegerischen Berufen aus. Das Luisenhospital ist zudem als akademisches Lehrkrankenhaus der Medizinischen Fakultät der RWTH Aachen bekannt.

Jährlich betreuen die rund 1.600 Mitarbeitenden circa 20.000 stationäre und etwa 50.000 ambulante Patienten auf 13 Stationen. Das Leistungsspektrum erstreckt sich dabei über zwölf chefärztlich geführte Kliniken und elf Kompetenzzentren.

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