Überraschend gut haben die Krankenhäuser in der zweiten Evaluation des Digitalradars abgeschnitten. Im Interview spricht der zuständige Referatsleiter des Gesundheitsministeriums Thomas Süptitz über langfristige Finanzierungsmodelle für Digitalprojekte, die potenziell auf dem Reifegradmodell aufsetzen könnten.
Herr Süptitz, wie zufrieden blicken Sie auf die Ergebnisse der zweiten Evaluation des Digitalradars?
Sehr zufrieden, weil der Digitalradar-Score der Kliniken einen überraschend starken Anstieg im Vergleich zur ersten Messung zeigt. Das zeigt: Wir haben mit dem Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) eine gewisse Basisdigitalisierung geschaffen, die es künftig auszubauen gilt. Natürlich sehen wir auch Dimensionen, die sich gut entwickelt haben, es gibt aber auch Dimensionen, bei denen es noch Luft nach oben gibt.
Welchen Benefit bietet das Reifegradmodell den Kliniken?
Ursprüngliches Ziel des Reifegradmodells war es, die Wirksamkeit des KHZG und Krankenhauszukunftsfonds transparent zu machen und deren Effekte festzustellen. Inzwischen merken wir aber, dass Kliniken den Digital- radar auch als Steuerungsinstrument für ihre eigene Digitalstrategie nutzen. Auch wenn es nicht im Vordergrund stand und steht: Zudem haben wir mit dem Digitalradar ein Instrument zum Vergleich mit anderen Nationen geschaffen.
Deutschland war vor dem KHZG im Vergleich zu Nachbarländern digitales Brachland. Wie stehen wir jetzt da?
Nach der ersten Messung, dass wir etwa gleichauf mit dem Ausland sind – das klang schon mal zu den jahrelangen Unkenrufen zum deutschen Digitalisierungsgrad durchaus solide. Mit den Ergebnissen der zweiten Reife- gradmessung sehen wir allerdings, dass wir Länder wie Australien und Kanada ein Stück weit überholt haben. Natürlich gibt es auch weiterhin Länder, die digitale Vorreiter sind. Was wir dabei aber nicht vergessen dürfen: Mit dem Digitalradar haben wir ein Instrument, um die Krankenhausdigitalisierung auch in der Breite zu messen und nicht nur einzelne Leuchttürme. Aber insgesamt ziehen wir ein positives Fazit im internationalen Vergleich.
Was passiert jetzt mit den Daten des Digitalradars?
Die Daten sind sehr umfangreich. Dazu kommen viele Anfragen aus der Wissenschaft, der wir die Daten künftig kostenfrei zur Verfügung stellen wollen – ein gewisser Trade-off: Einerseits haben wir zwar großes Interesse, möglichst viele Daten bereitzustellen, andererseits müssen wir hier das Wie genau abwägen, da es sich um sensible Daten der Krankenhäuser handelt.
Wie geht es mit dem Digitalradar weiter?
Zunächst wird es im März 2026 eine dritte Evaluation geben. Wenn wir in die Zukunft blicken, sehe ich durchaus die Potenziale, die Reifegradmessungen haben. Digitalisierung ist ein dynamischer Prozess – insofern müsste der Digitalradar weiterentwickelt werden, um anschlussfähig zu sein. Der Fokus hat sich seit 2021 bereits verändert. Bei allen Änderungen müssen wir jedoch abwägen, wo wir den Fragenkatalog anpassen, ohne die Vergleichbarkeit zu gefährden. Bisher soll in der dritten Evaluation die Dimension Cybersecurity wesentlich stärker hinzukommen.
Warum ist Cybersicherheit erst jetzt Thema in dem Fragetool, obwohl sie Teil des KHZG ist – sogar ein Muss-Kriterium?
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