Bei der Digitalisierung in Krankenhäusern ist viel Dynamik entstanden. Doch vorab werde zu selten geklärt, welchen Mehrwert ein Vorhaben schaffen soll, sagt Jared Sebhatu, CEO der digital health transformation eG. Im Interview erklärt er, wie sich Investitionen in digitale Infrastruktur angesichts knapper Kassen rechtfertigen lassen – und wie ein KHZG-Nachfolger aussehen sollte.
Herr Sebhatu, lassen Sie uns zu Beginn der Legislaturperiode einmal Bilanz zum Stand der Digitalisierung in Krankenhäusern ziehen. Die zweite Erhebung des DigitalRadars hat ergeben, dass die Krankenhäuser in Deutschland zwischen Sommer 2021 und Sommer 2024 deutlich vorangekommen sind. Sehen Sie das auch so?
Es ist in den vergangenen Jahren bei der Digitalisierung in Krankenhäusern viel Dynamik entstanden. Das Thema hat wahrnehmbar an Relevanz gewonnen. Das sieht man unter anderem daran, dass viele Krankenhausträger nun Digitalisierungskompetenz auf höchster Leitungsebene hinzugezogen haben. Beispielsweise gibt es bei Sana inzwischen eine Vorständin für Transformation und Digitalisierung. Der große Treiber für diese Entwicklung der vergangenen Jahre war, dass der Gesetzgeber strategische Leitplanken gesetzt hat. Der Druck wurde erhöht mit dem klaren Auftrag: Wir wollen unser Gesundheitswesen und damit auch unsere Krankenhäuser digitaler gestalten.
Gibt es etwas, das Sie bei dieser Entwicklung überrascht hat?
Was ich sehr positiv hervorheben möchte, ist, dass das Bundesgesundheitsministerium endlich eine Digitalisierungsstrategie entwickelt hat. Vorher waren die Gesetzesvorhaben eher Einzelmaßnahmen. Nun wurde ein Zielbild entwickelt, auf das zukünftige Initiativen einzahlen sollen. Wie wichtig solche strategischen Überlegungen für die digitale Transformation sind, hat sich beim Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) gezeigt: Krankenhausträger, die bereits über eine klare Digitalisierungsstrategie verfügten, hatten weniger Probleme bei der Ableitung und Priorisierung der KHZG-Projekte – und konnten somit schneller beginnen, Projekte umzusetzen.
Die Krankenhäuser in Deutschland haben in den vergangenen Jahren insbesondere in die Anwendungsfelder investiert, die vom KHZG durch Muss-Kriterien abgedeckt waren oder zu denen es Malus-Regelungen gab. Wo sehen Sie abgesehen davon Bewegung?
digital health transformation eG
Die digital health transformation eG (dht) ist ein genossenschaftlicher Zusammenschluss von Krankenhausträgern, die gemeinsam an den Herausforderungen der Digitalisierung arbeiten. Ziel ist es, digitale Synergien in den Infrastrukturen, Prozessen und Services zu erkennen und gemeinschaftlich umzusetzen.