Was vor 20 Jahren noch Vision war, ist 2025 Realität: Die elektronische Patientenakte (ePA) startet bundesweit im Opt-out-Verfahren. Die Vestische Kinder- und Jugendklinik Datteln geht trotz technischer Herausforderungen mit klarer Strategie und engagierten Mitarbeitenden an den Start.
Was mein Professor bereits zu Beginn des Medizininformatikstudiums vor rund 20 Jahren prognostizierte, ist nun 2025 endlich Wirklichkeit: Mit dem Opt-out-Verfahren läuft nun flächendeckend die Einführung der ePA.
Auch die Vestische Kinder- und Jugendklinik Datteln hat eine ihrer Kliniken frühzeitig als ePA-Pilothaus für die Region Nordrhein-Westfalen (NRW) angemeldet. Ursprünglich sollte der Startschuss am 15. Januar fallen – doch Ernüchterung: Zum ePA-Start sollte zunächst nur ein einziges Pilothaus in NRW die ePA testen. Eine Ausweitung auf andere Häuser – auch auf das in Datteln – sollte frühestens ab Februar möglich sein.
Aber auch dieser Zeitplan war zu optimistisch. Der offizielle Kick-off „Einführung der ePA für alle im KIS“ erfolgte dann am 29. April für die Vestische Kinder- und Jugendklinik – am selben Tag wie die Freischaltung der „ePA für alle“. Ein wichtiger Schritt, denn die ePA lebt schließlich von der aktiven Befüllung und Nutzung, was in der initialen Testphase durch eine Allow-List bis dahin nur begrenzt möglich war.
Prozessuale Vorbereitung ist da A und O: Schon seit Dezember sind die Mitarbeitenden der Kinderklinik über die bevorstehende Einführung informiert, zwei Pilotabteilungen sind definiert, Prozesse mit den Key-Usern abgestimmt sowie die digitale Arztbriefschreibung per Spracherkennung implementiert.
Technische Herausforderungen bei der ePA-Integration ins KIS
Und während die Prozesse stehen, erweist sich die technische Umsetzung als sehr komplex, denn: Voraussetzung für die Aktivierung des ePA-Moduls ist die Installation der neuesten KIS-Version. Diese kann jedoch erst erfolgen, nachdem das Medikationsmodul aktualisiert ist – ein Upgrade, das erneute Schulungen von rund 1.000 Anwender:innen notwendig macht. Da das Medikationsmodul ein Medizinprodukt ist, sind formale Einweisungen verpflichtend, selbst wenn das Upgrade nur kleinere, aber wesentliche Änderungen umfasst.
Digitale Arztbriefschreibung und Spracherkennung als Erfolgsfaktoren
Der Wille und die Motivation der klinischen Anwender:innen sind indes ungebrochen, der Nutzen ist klar: eine deutliche Vereinfachung bei der Beschaffung von Vorbefunden, Laborwerten und Medikationsplänen sowie eine Entlastung administrativer Ressourcen. Zudem gibt es endlich die Chance, die von niedergelassenen Kolleg:innen geforderte digitale Übermittlung von Arztbriefen flächendeckend umsetzen zu können – eine Entwicklung, die bisher unter anderem die Verzögerungen beim KIM-Modul ausgebremst haben (zugunsten der Priorisierung der ePA-Programmierung).
Solche Kettenreaktionen aus technischen Abhängigkeiten und Ressourcenengpässen werden uns künftig häufiger begleiten. Gesetzliche Vorgaben zwingen Hersteller zu immer kürzeren Entwicklungszyklen, während zugleich der Mangel an qualifiziertem Fachpersonal für die Einführung digitaler Anwendungen spürbar wächst. Es bleibt abzuwarten, inwiefern KI-basierte Lösungen künftig dabei helfen können, diese Lücken zu schließen.
Der Weg zur „ePA für alle“ ist anspruchsvoll, aber lohnenswert. Wer heute strukturiert vorplant, Prozesse sauber aufsetzt und Mitarbeitende frühzeitig einbindet, legt den Grundstein für einen nachhaltigen Digitalisierungserfolg im Krankenhaus.