Orientierungswert KW 31/2016

Ein Fall für die oberste Leitung

  • Orientierungswerte

Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat am 23. Januar 2014 eine Leitlinie über klinisches Risikomanagement veröffentlicht und Mindeststandards für Risikomanagement- und Fehlermelde-Systeme in der medizinischen Versorgung GKV-Versicherter festgelegt. Gemäß Leitlinie sollen unter anderem Fehlermeldesysteme für Mitarbeiter von Praxen und Kliniken niederschwellig zugänglich sein und Meldungen freiwillig, anonym und sanktionsfrei erfolgen können, um entsprechende Verbesserungen daraus abzuleiten. Darüber hinaus möchte der G-BA das Risikomanagement-System in den Kliniken als Teil des Qualitätsmanagement-Systems etabliert wissen. Zu einem solchen gehören eine darin verankerte Fehlerkultur, geregelte Verantwortlichkeiten sowie Prozesse, um Risiken systematisch zu erfassen und deren Ursachen zu untersuchen. Die Verantwortung für all dies trägt die oberste Leitung und diese Verantwortung ist nicht delegierbar - nicht aus Sicht des Qualitätsmanagement-Systems, nicht aus ökonomischer Sicht und nicht aus Sicht des Patientenrechtegesetzes.

 Zwar nutzt die Mehrzahl der Krankenhäuser Patientenakte und CIRS (Critical Incident Reporting System) in Grundfunktionen, doch nur wenige Einrichtungen fördern systematisch eine Patientensicherheit aus Patientensicht und die Sicherheitskultur aus Mitarbeitersicht. Dabei gehören diese als wichtige Bausteine des Risikomanagements in die Risikostrategie des Unternehmens. Auch die jüngsten Hygiene-Skandale zeigen: Mitarbeiter können über sicherheitsrelevante Ereignisse berichten, die mit anderen Systemen nicht zu erfassen sind. All das kann nur eine ausgeprägte Sicherheitskultur befördern. Sie ist eine wesentliche Grundlage für die erfolgreiche Umsetzung von Maßnahmen zur Verbesserung der Patientensicherheit im Krankenhaus. Wer den Ursachen von Stärken und Schwächen in der Qualität und Sicherheit der Versorgung auf den Grund gehen will, ist auf konkrete Rückmeldungen von Mitarbeitern angewiesen.Neben Hygieneaspekten sind die Kommunikation und der Informationsfluss erhebliche Risikofaktoren. Untersuchungen des Picker Instituts zufolge erleben mehr als ein Viertel der Pflegekräfte und über ein Drittel der Ärzte die zentrale Schnittstelle für den Transfer von Informationen, die Übergabe, als ineffizient und unstrukturiert. Ähnliches gilt für eine weitere wichtige Informations-Schnittstelle, die Besprechungen. 

 Anhand der Daten eines OECD-Surveys ließ sich feststellen, dass die fehlende Verfügbarkeit medizinischer Unterlagen, widersprüchliche Informationen unterschiedlicher Fachkräfte sowie vermeidbare Doppeluntersuchungen die Hauptrisikofaktoren für von Patienten berichteten Medikationsfehlern sind.
 International ist die Messung von zentralen Aspekten der Sicherheitskultur aus Mitarbeitersicht bereits etablierter Bestandteil des klinischen Risikomanagements. In Deutschland muss erst die Erkenntnis reifen, dass Sicherheitskultur ein Fall für die oberste Leitung ist und das Nichtexistieren derselben Leben kosten kann.   

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