Die deutsche Medizintechnikindustrie könnte in diesem Jahr das erste Mal 32 Milliarden Euro umsetzen. Davon geht der Industrieverband Spectaris aus. Die Prognose beruht auf vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes für die Entwicklung bis August dieses Jahres. Demnach erzielten die Unternehmen in diesem Zeitraum ein Umsatzplus von fast 10 Prozent. Hierzu habe insbesondere das internationale Geschäft mit einem Wachstum von 10,6 Prozent beigetragen, teilte Spectaris heute mit. Im Inland stieg der Umsatz um mehr als 8 Prozent.
Das starke Wachstum ist unter anderem auf vorgezogene Einkäufe zurückzuführen, vermutet Spectaris. In China hätten die möglichen Sanktionen durch den Handelsstreit mit den USA zu der Entwicklung geführt. Die deutschen Medizintechnikausfuhren nach China legten um 12 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum zu. Auch im Vereinigten Königreich gebe es vorgezogene Einkäufe. Laut der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Germany Trade & Invest (GTAI) gibt es Anzeichen dafür, dass dort vor dem Brexit Vorräte aufgebaut werden. Nach einem Rückgang der deutschen Ausfuhren in den Jahren 2016 bis 2018 legten die Medtech-Exporte nach UK in diesem Jahr bislang wieder zu. Auch die europäische Medizinprodukteverordnung (MDR) könne dazu geführt haben, dass Vorräte gebildet werden um mögliche Versorgungsengpässe zu vermeiden, so Spectaris.
Der Bundesverband Medizintechnologie (BVMed) geht ebenfalls von einem kräftigen Umsatzplus in diesem Jahr aus. Die deutschen Unternehmen rechnen einer Verbandsumfrage zufolge weltweit mit einem Umsatzplus von 5,8 Prozent. Im Inland wird der Umsatz um 3,3 Prozent steigen, hat die Umfrage ergeben. Fast alle befragten Unternehmen gehen zudem davon aus, dass durch die MDR die Preise für Hersteller und Vertreiber steigen werden – und damit auch die Produktpreise.