Medizintechnik

Industrie als Leistungserbringer

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Industrie als Leistungserbringer
Oliver Rong ist Senior Partner bei Roland Berger und Experte für Gesundheitswirtschaft. © Roland Berger

Die Medtech-Industrie stellt sich neu auf: Die Firmen strecken ihre Fühler weit in den Klinikablauf hinein und übernehmen immer mehr Aufgaben. Klinikberater Oliver Rong hält den Einstieg von Medizintechnikriesen in die Leistungserbringung für ziemlich realistisch.

Herr Rong, bei kriselnden Maximalversorgern ist der Trend zur „Technologiepartnerschaft“ zu beobachten: Das Klinikum Stuttgart hat zuletzt eine solche Partnerschaft mit Philips abgeschlossen, ebenso die München Klinik. GE und Siemens haben ähnliche Projekte, wobei die Ausprägungen von Klinikum zu Klinikum recht unterschiedlich sind. Wo liegen die Gemeinsamkeiten?

Eine solche Partnerschaft ist ein umfassendes Kooperations- sowie Outsourcing-Modell. Der Partner stellt Medizintechnik bereit und übernimmt je nach Ausgestaltung auch die Wartung und die Reinvestition über den Zeitverlauf. Dabei wird sukzessive der Gerätepark standardisiert. Neben den finanziellen Konditionen müssen auch inhaltliche Leistungsversprechen vereinbart werden – denn die Geräte müssen 24/7 funktionieren und es sind klare Regelungen zur Bewältigung von Störungen notwendig.

Die Interessen der Medtech-Riesen und Kliniken sind nicht gleich: Die Industrie möchte möglichst tief in den Klinikprozess, die Kliniken wollen neue Innovationen zu günstigen Preisen – aber die Hoheit über die Prozesse behalten. Worauf müssen Kliniken in den Verhandlungen achten?

Krankenhäuser müssen als Basis für Verhandlungen die Kosten einer Leistungserbringung in Eigenregie ehrlich ermitteln. Denn jedes Outsourcing-Modell muss ja – auch gegenüber einer optimierten Eigenleistung – wirtschaftliche Vorteile bringen. Dabei sind auch angesichts der heutigen Refinanzierungskosten alternative Beschaffungsmodelle im Zuge der Eigenoptimierung zu berücksichtigen.

Gerätehersteller sprechen ungern darüber. Doch die Option, zum Leistungserbringer zu werden, bleibt für sie attraktiv. Siemens und Philips haben sich an Radiologiebetreibern beteiligt. Medtronic hat eine Klinik in den Niederlanden übernommen. Wo führt diese Reise aus Ihrer Sicht hin?

Die Gerätehersteller haben bereits eine Wertschöpfungsevolution hinter sich. Vom reinen Produzenten haben sie sich zum Partner entlang des gesamten Gerätelebenszyklus entwickelt. Aus Sicht der Hersteller ist der weitere Weg zum Befundanbieter naheliegend, denn die Diagnostik ist gut zu automatisieren. Begrenzt wird diese Entwicklung dort, wo es auf den Geräten nicht nur um Diagnostik, sondern auch um Therapie geht. Dafür sind erstens ein Patientenzugang und zweitens das Vorhandensein von medizinischen Spezialisten notwendig. Das würde einen Einstieg in die Leistungserbringung erfordern. Diesen halte ich in gut planbaren Bereichen für denkbar, wie die Beispiele aus Ihrer Frage zeigen.

Das ganze Interview aus der aktuellen f&w: "Der Weg zum Befundanbieter ist naheliegend" (Abo-Bereich)

Autor

 Jens Mau

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