Die Selbstverwaltung hat die umstrittene Personalrichtlinie Psychiatrie überarbeitet. Eine erste Einordnung von Stefan Günther, Leiter Controlling der Medizinischen Einrichtungen des Bezirks Oberpfalz (Medbo).
Der G-BA hat die detaillierten Nachweispflichten vorerst ausgesetzt. Eine gute Entscheidung?
Es ist positiv zu werten, dass der G-BA erkannt hat, dass die stations- und monatsbezogene Nachweisführung in dieser Form unnötig ist und die Verpflichtung daher temporär aussetzt. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft hatte das bereits zu Beginn gefordert. Das dennoch fünf Prozent der Häuser jährlich diese Daten weiterhin liefern müssen, ist hingegen schwer zu verstehen und kritisch zu sehen. Die Daten liefern wenig bis keinen erkennbaren Mehrwert für die Weiterentwicklung der Richtlinie – und das ist schließlich der Zweck der Datenerhebung – und sollten daher gar nicht erst erhoben werden müssen.
Sind Sie froh, dass die finanziellen Sanktionen beim Nichterreichen der Vorgaben verschoben werden?
Es ist grundsätzlich positiv, dass wir noch einmal ein Jahr gewonnen haben und der Zeitplan bis 2026 hinausgezögert angepasst werden konnte. Das Sanktionsmodell, dass dann ab 2024 greifen soll, stellen die Krankenkassen jedoch in der Sitzung fast als harmlos dar, obwohl es trotzdem zu einer vervielfachenden Strafwirkung führen wird - es ist schließlich eine fast vierfache Sanktion im Vergleich zu den theoretisch eingesparten Personalkosten.
Die Anrechnungen von Fach- und Hilfskräften anderer Berufsgruppen sollen zum 1. Januar 2023 nur noch limitiert möglich sein. Eine gute oder schlechte Entscheidung?
Solange die Regelaufgaben und Minutenwerte nicht grundlegend überarbeitet wurden, ergeben sich dadurch vor Ort große Probleme, indem Hilfstätigkeiten die von qualifizierten Hilfskräften erledigt werden, künftig auf die immer weniger zur Verfügung stehenden Fachkräfte zurückverlagert werden müssen. Das macht die Arbeitsplätze nicht attraktiver, sondern führt zu Unzufriedenheit.
Insgesamt finde ich es allerdings positiv, das diesmal Veränderungen nicht sofort kommen, sondern erst mit zeitlicher Verzögerung, sodass die Einrichtungen auch genügend Zeit haben, sich vorzubereiten.