Die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) hat ihren "Healthcare-Barometer 2024" in dieser Woche veröffentlicht, eine jährlich erscheindende, respräsentative Befragung unter 1.000 Bürgern. Aktuell zählen nur noch 52 Prozent der Deutschen ihr Gesundheitswesen zu den Top-3-Systemen der Welt. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Wert damit um fünf Prozentpunkte gesunken, so das Ergebnis. Nur acht Prozent sind "sehr zuversichtlich", dass die Reformen das Gesundheitswesen voranbringen werden; weitere 25 Prozent sind "eher zuversichtlich".
„Das Vertrauen der Deutschen in die Leistungs- und Reformkraft des Gesundheitssystems schwindet. Darin spiegelt sich die Unsicherheit in der deutschen Bevölkerung wider. Erfahrungen wie Engpässe in der Medikamentenversorgung, Fachkräftemangel und Ärztestreiks schüren die Unzufriedenheit“,
sagt Roland Werner, Leiter Gesundheitswirtschaft & Pharma bei PwC Deutschland. Bei älteren Menschen mache sich dabei "eine Art Reformmüdigkeit bemerkbar".
Fachkräftemangel herausfordernd – Behandlungsqualität in der Kritik
Laut Umfrage zählen drei Viertel der Deutschen den Fachkräftemangel zu den größten Herausforderungen des Gesundheitswesens. Erst mit deutlichem Abstand folgen die Sicherung der Versorgungsqualität (51 Prozent) und Defizite im ländlichen Raum (47 Prozent). Dem könnte aus Sicht der Bevölkerung zum Beispiel durch höhere Gehälter entgegengewirkt werden.
Auch die Behandlungsqualität steht in der Kritik: Die Zufriedenheit liegt hier aktuell bei 35 Prozent, im Vorjahr waren es noch 37 Prozent. 40 Prozent bemängeln, dass sich Ärzte zu wenig Zeit nehmen. Weitere Kritikpunkte sind der Umgang mit den Patienten und die Öffnungszeiten der Praxen.
Zufrieden sind die Bürger hingegen mit ihren derzeitigen Krankenkassen (87 Prozent). Mit Blick auf die Pharmabranche bewerten 31 Prozent Pharmafirmen als innovative Unternehmen, die einen Beitrag zur Heilung von Krankheiten leisten; 59 Prozent erwarten, dass die Unternehmen neue Medikamente entwickeln. Über die Hälfte wünscht sich eine Produktion innerhalb Europas.
Fast zwei Drittel der Bürger sorgen sich um die Verfügbarkeit ihrer Medikamente (63 Prozent). Dies könnte laut Werner auch auf Erfahrungen mit Lieferengpässen auf dem Weltmarkt zurückzuführen sein.
Offenheit für Telemedizin und Datenweitergabe
Die Offenheit für telemedizinische Sprechstunden sei groß, so die PwC. Demnach würden sich 72 Prozent den Weg zum Arzt gerne sparen, vor allem bei einer "eher leichten Erkrankung", und 57 Prozent "auf jeden Fall" Video-Sprechstunden nutzen. 48 Prozent sind der Überzeugung, Ärzte könnten Diagnosen in den meisten Fällen genau so gut online wie vor Ort in der Praxis stellen.
Auch für die Weitergabe ihrer Gesundheitsdaten zeigt sich die Mehrheit offen: Acht von zehn Bürgen (82 Prozent) wären bereit, persönliche Informationen zu teilen. Hingegen wünschen sich 38 Prozent der Befragten mehr Informationen über das ab 2025 geltende Opt-Out-Verfahren bei der elektronischen Patientenakte.