Johannes Wolff warnt: Der Kabinettsentwurf zur Krankenhausreform greife zu kurz und öffne Tür und Tor für Ausnahmen.
Die Ausgaben für Krankenhäuser erreichen inzwischen das Niveau der gesamten Landesverteidigung – rund 100 Milliarden Euro jährlich. „Die fetten Jahre sind vorbei“, sagte Johannes Wolff, Leiter der Abteilung Krankenhäuser beim GKV-Spitzenverband, beim Herbstsymposium der Deutschen Gesellschaft für Medizincontrolling (DGfM). Er forderte tiefgreifende Reformen nach dem Vorbild der Agenda-Politik und kritisierte den Kabinettsentwurf für das Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHAG) als unzureichend.
Kostenwachstum gefährdet Stabilität
Im Krankenhausbereich rechnet Wolff mit einem Ausgabenanstieg von knapp zehn Prozent im Jahr 2025 und knapp 9 Prozent im Jahr 2026. „Das hält kein Gesundheitssystem der Welt aus“, warnte er. Die bisherigen Reformprojekte – von Hybrid-DRGs bis zu neuen Verhandlungsmodellen – hätten nicht das nötige Kaliber, um die Kosten zu senken.
Preisdynamik und Pflegebudget im Fokus
Wolff verteidigte die geplante Streichung der Meistbegünstigungsklausel. Stattdessen solle sich die Vergütung stärker an den „gemessenen Kosten“ orientieren. Die Krankenhausverbände hatten dieses Vorhaben zuletzt stark kritisiert. Wolff: "Keinem Haus wird etwas weggenommen, es wird nur der Preisanstieg gebremst."
Auch die direkte Refinanzierung der vollen Tarifrate müsse infrage gestellt werden. Das Pflegebudget, ursprünglich als befristete Maßnahme gedacht, sei ein weiterer Ansatzpunkt: „Gerade in der Pflege haben wir Rekordausgaben, Rekordpersonalzahlen und Rekordunzufriedenheit“, so Wolff.
Warnung vor Ausnahmeregelungen
Die im KHAG vorgesehenen erweiterten Kooperationsmöglichkeiten haben nach Ansicht Wolffs das Potenzial, die Reform zu unterlaufen. Kooperationsverträge zwischen Häusern innerhalb von zwei Kilometern Entfernung würden insbesondere in Ballungszentren „Sprengkraft für das gesamte System“ entfalten. Auch die Leistungsgruppen, grundsätzlich eine gute Idee, könnten durch zahlreiche Ausnahmen ihre Steuerungswirkung verlieren.
Wolff empfahl dem Bundesgesundheitsministerium, sich an der küzlich vorgelegten Modernisierungsagenda der Bundesregierung zu orientieren – mit frühzeitiger Wirkungsanalyse, KI-gestützten Planungstools und einer zentralen Evaluierungsplattform. Die KI würde die Krankenhausplanung vermutlich besser machen als mancher Planer, kommentierte Wolff.