Podcast

Hybrid-DRG: Ambulantisierungs-Booster oder Rohrkrepierer?

  • Krankenhausreform
Hybrid-DRG: Ambulantisierungs-Booster oder Rohrkrepierer?
Die Hybrid-DRG sollen bisher stationär erbrachte Leistungen ambulant vergüten – mit einem Mischpreis aus stationärer und ambulanter Kalkulation. Doch die Umsetzung sorgt für Kritik. © ©Werner Krueper Fotografie

Die Politik will mehr ambulante Eingriffe und setzt auf Hybrid-DRG. Doch das neue Vergütungssystem sorgt für Streit. Reinhard Schaffert warnt vor falschen Anreizen, steigenden Kosten und Gefahren für die Versorgungsqualität.

Die Hybrid-DRG sollen bisher stationär erbrachte Leistungen ambulant vergüten – mit einem Mischpreis aus stationärer und ambulanter Kalkulation. Eingeführt wurde das System vom ehemaligen Gesundheitsminister Karl Lauterbach, seine Nachfolgerin Nina Warken hält trotz Widerstand aus den Krankenhäusern daran fest. Ziel ist eine stärkere Ambulantisierung, wie sie in anderen Ländern längst Standard ist.

Doch die Umsetzung sorgt für Kritik. „Wir haben jetzt ein Parallelsystem geschaffen, das nicht zusammenpasst“, sagt Reinhard Schaffert, Geschäftsführer des Klinikverbunds Hessen in der neuen Folge des f&w-Klinikpodcasts. Die Hybrid-DRG seien eine „chimärenhafte Kreuzung“ zweier Vergütungssysteme.

 

Fehlanreize und Flickenteppich

Das neue Modell setze zudem falsche Anreize. Für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte ist es attraktiv, weil die Vergütung höher liegt als im Einheitlichen Bewertungsmaßstab und nicht budgetiert ist. „Das führt dazu, dass Leistungen, die bisher ambulant erbracht wurden, nun als Hybrid-DRG abgerechnet werden“, warnt Schaffert. Die Folge: steigende Kosten für die Krankenkassen.

Für Krankenhäuser bedeutet die Reform Druck. Viele Häuser fürchten Erlösverluste, weil Hybrid-DRG niedriger vergütet werden als stationäre DRG. Besonders kleinere Kliniken und Häuser in ländlichen Regionen sind betroffen. Sie müssen ambulante Strukturen aufbauen, um wirtschaftlich zu überleben.

"Hybrid DRG widersprechen Zielen der Krankenhausreform"

Die Hybrid-DRG widersprechen aus Sicht von Schaffert den Zielen der Krankenhausreform. Während dort Qualitätsvorgaben und Zentralisierung gefordert werden, können Hybrid-Leistungen auch ohne diese Standards erbracht werden. „Das passt nicht zusammen“, kritisiert er.

Hinzu kommt: Die geplante Ausweitung auf eine Million Fälle bis 2030 hält Schaffert für „völlig unrealistisch“. Er fordert ein Moratorium und eine grundlegende Überarbeitung.

Was jetzt nötig ist

Statt eines Parallelsystems plädiert Schaffert für eine einheitliche Vergütung aller kurzstationären und ambulanten Leistungen am Krankenhaus. „Der Flickenteppich aus 27 Abrechnungsmöglichkeiten behindert eine kontinuierliche Versorgung“, sagt er. 

Wie Schaffert die Zukunft der Hybrid-DRG einschätzt, welche Alternativen er vorschlägt und warum er vor einem „gefährlichen Systembruch“ warnt, hören Sie in der neuen Folge des f&w-Klinikpodcasts.

Autor

 Florian Albert

Abonnieren Sie unseren Newsletter

Mit unserem täglichen Newsletter informieren wir bereits rund 10.000 Empfänger über alle wichtigen Meldungen aus den Krankenhäusern und der Gesundheitsbranche

Kontakt zum Kundenservice

Rufen Sie an: 0 56 61 / 73 44-0
Mo - Fr 08:00 bis 17:00 Uhr

Senden Sie uns eine E-Mail:
info@bibliomedmanager.de

Häufige Fragen und Antworten finden Sie im Hilfe-Bereich