Gesundheitsexperten befürworten Gesundheitsregionen. Die Grünen-Fraktion hatte in einem Antrag gefordert, dass bis 2025 zehn Prozent der Bevölkerung in Gesundheitsregionen versorgt werden. Auch die DKG unterstützt Ziele des Antrags.
Eine gesetzliche Regelung für Gesundheitsregionen sollte eine integrierte Versorgung mit regionalen Ärztenetzen oder anderen regionalen Akteuren ermöglichen. Regionale Akteure müssten zusammen mit den Ländern beim Aufbau von Gesundheitsregionen unterstützt werden. Zur Weiterentwicklung der Berufe und Berufsbilder im Gesundheitswesen sollte ein Gesundheitsberuferat eingerichtet werden.
Die Grünen-Fraktion hatte eine auf Gesundheitsregionen ausgerichtete Reform gefordert. Die Corona-Pandemie zeige, welch große Bedeutung ein handlungsfähiger öffentlicher Gesundheitsdienst, verlässliche Versorgungsangebote und eine gute Koordination und Integration der Gesundheitsversorgung insbesondere auf der regionalen Ebene hätten, heißt es in dem Antrag, zu dem sich Sachverständige in schriftlichen Stellungnahmen anlässlich einer Anhörung des Gesundheitsausschusses am Mittwoch äußerten.
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) unterstützt die Ziele des Antrags. Die Pandemie zeige, dass die Kenntnis der regional unterschiedlichen Gegebenheiten die Voraussetzung für eine an den Bedürfnissen der Patienten orientierten Versorgung sei. Die Etablierung neuer und die Förderung bestehender regionaler Versorgungsnetzwerke sei daher ein vielversprechender und wegweisender Ansatz. Dies gelte insbesondere für die sektorenübergreifende Versorgung. Die Krankenhäuser seien bereits integrierte Dienstleistungszentren. Ihre interdisziplinäre Ausrichtung mache sie zu einem idealen Standort einer sektorenübergreifenden Versorgung.
Nach Ansicht der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) ist der Vorschlag einer enger verzahnten, nah am Versorgungsbedarf einer Region von rund 150.000 Menschen ausgerichteten Verbundstruktur ein aussichtsreiches Modell, das weiterverfolgt werden sollte. Allerdings sollten solche Regionalverträge sollten kassenübergreifend angelegt werden. Im Übrigen werde die koordinierte Versorgung heute schon gelebt, schränkte die KBV ein. Alle an der Versorgung beteiligten Gesundheitsberufe seien unbürokratisch miteinander vernetzt. Die Gesundheitsberufe seien durch die komplexe moderne Medizin jedoch unübersichtlich geworden. Mit fortschreitender Fragmentierung drohe der Überblick verloren zu gehen. Daher sollte vor allem die hausärztliche Versorgung gestärkt werden.
Auch der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) sieht Reformbedarf. So behinderten das Auseinanderdriften von Gestaltungs- und Finanzierungsverantwortung, eine zergliederte Kompetenzverteilung sowie häufig institutionelle Interessen eine bessere Versorgung. Dies werde besonders deutlich in der Krankenhausplanung und Krankenhausfinanzierung. Die Folge seien Strukturdefizite, die zu Über-, Unter- und Fehlversorgung führten. In der Pandemie würden die Reformnotwendigkeiten wie im Zeitraffer deutlich. So bedürfe es dringend eines Zukunftskonzepts für den öffentlichen Gesundheitsdienst.