Medizintechnikbranche

BVMed will "Schrittmacher für eine nachhaltige Gesundheitswirtschaft" sein

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BVMed will "Schrittmacher für eine nachhaltige Gesundheitswirtschaft" sein
Dr. Meinrad Lugan © B. Braun

Die Medtech-Branche ächzt unter Lieferkosten, Inflation und den Zertifizierungsvorgaben der EU. Der Branchenverband BVMed fordert nun eine Absenkung der Mehrwertsteuer – und rückt mit einer Studie die Nachhaltigkeit der Branche in den Fokus.

Die Ergebnisse der jährlichen Herbstumfrage des Bundesverbandes Medizintechnologie (BVMed) unterstreichen die Probleme der Branche: Kostensteigerungen für Energie und Rohstoffe, steigende Frachtkosten, steigende Inflation und regulatorische Kosten für die Zertifizierung von Medizinprodukten. Der letzte Punkt ist keine Folge der aktuellen Krise, sondern eine Dauerbaustelle. Laut EU-Richtlinie (MDR) müssen alle Medizinprodukte neu zertifiziert werden und das bringt vor allem kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) an ihre Belastungsgrenze. Hinzu kommt, dass die für die Zertifizierung benannten Stellen zu wenig Kapazitäten haben, um die Produktezulassungen abzuschließen. Erst 1.200 von rund 25.000 Produkttypen sind bisher zertifiziert. Auch wenn die Kapazitäten der benannten Stellen wie angekündigt erhöht werden, ist es schier unmöglich bis 2024 alle Zertifizierungen abzuschließen. Die Kosten für eine Zertifizierung beziffert der BVMed auf durchschnittlich 300.000 bis 500.000 Euro. „Die Mehrheit unserer Ingenieure befasst sich derzeit mit MDR“, erklärte BVMed-Chef Lugan, der hauptberuflich Vorstand der B. Braun Familienholding ist. Um die Medtech-Branche in der aktuellen Krise zu stützen, fordert der BVMed-Vorsitzende ein Maßnahmenpaket, zu dem unter anderem ein einheitlich verringerter Mehrwertsteuersatz von 7 Prozent auf Medizinprodukte zählt. Desweiteren nennt der BVMed folgende Aspekte:

  • Entbürokratisierung und passgerechte Förderprogramme für KMU
  • adäquate Abbildung der Sachkosten bei DRG, AOP und Hybrid-DRG
  • Sicherstellung der Investitionsfinanzierung
  • Sicherstellung der Hilfsmittel-Versorgung vor dem Hintergrund der Kostenexplosionen
  • Nutzung von Gesundheitsdaten für forschende Unternehmen ermöglichen

„Wir müssen insbesondere unsere KMU besser unterstützen, sonst werden mehr und mehr Produktion, Forschung und Entwicklung abwandern“, warnt Lugan. 93 Prozent der Medtech-Unternehmen beschäftigen weniger als 250 Mitarbeiter. Insgesamt arbeiten in Deutschland über 250.000 Menschen in der Branche. Nach den USA ist die deutsche Medizintechnikbranche die zweitgrößte weltweit. Die Exportquote lag im Jahr 2021 bei rund 66 Prozent, der Gesamtumsatz bei über 36 Milliarden Euro. 

Auch die Themen Nachhaltigkeit und Lieferketten rücken beim Branchenverband in den Fokus. Viele Komponenten der Produkte kommen aus China, Indien oder Südafrika. In einer neuen Studie beleuchtet der BVMed in Zusammenarbeit mit dem WifOR-Institut nun den sozialen, ökonomischen und ökologischen Fußabdruck der Branche. „Wir wollen Schrittmacher auf dem Weg zu einer nachhaltigeren Gesundheitswirtschaft sein“, sagte BVMed-Geschäftsführer Marc-Pierre Möll bei der Präsentation der Studie. 

Autor

 Jens Mau

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