Mit Unverständnis reagiert die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) auf Karl Lauterbachs (SPD) Pläne, Level-1i-Krankenhäusern einen Schwerpunkt in der ärztlichen Fort- und Weiterbildung zuzuweisen. „Im Verbund mit anderen Kliniken sollen sie eine zentrale Rolle in der Weiterbildung von Ärztinnen und Ärzten sowie Pflegepersonal bekommen“, heißt es im Eckpunktepapier. „Diese Pläne sind völlig unverständlich“, kritisiert Thomas Schmitz-Rixen, Generalsekretär der DGCH. „Weltweit findet Fort- und Weiterbildung in den Häusern mit der höchsten Versorgungsstufe statt und hat in der Regel einen akademischen Hintergrund.“
Damit schließt sich die DGCH der Kritik von Kassenärztlicher Bundesvereinigung (KBV), Spitzenverband Fachärzte Deutschland (SpiFa), Bundesärztekammer und Deutschem Hausärzteverband an. Weiterbildung erfordere die Kenntnis eines breiten Spektrums an Fällen, sagt Schmitz-Rixen. Angehende Fachärztinnen und Fachärzte müssten häufige, aber auch seltenere Erkrankungen sehen, um ein tiefergehendes medizinisches Verständnis zu entwickeln.
Notfallversorgung und andere spezialisierte Fächer fehlen
Auch könnten die jungen Ärztinnen und Ärzte in den Level-Ii-Kliniken weder die Notfallversorgung noch spezialisierte Fächer wie Gynäkologie oder Kardiologie kennenlernen, ganz abgesehen von den verschiedenen chirurgischen Disziplinen. Dies sei nur in Häusern höherer Versorgungsstufen gegeben. „Weder die für die Weiterbildung notwendige Falldichte und Falltiefe noch die notwendigen personellen Ressourcen können an der Basis gewährleistet werden“, kritisiert Schmitz-Rixen. „Es drängt sich der Eindruck auf, man will mit dem angehenden fachärztlichen Personal sicher zu erwartende Personallücken in Level-Ii-Kliniken stopfen."
In Deutschland absolvieren angehende Fachärzte und Fachärztinnen der großen Fächer gegenwärtig mehr als 60 Prozent ihrer Weiterbildungszeit in Universitätsklinika. Das zeigten erste Ergebnisse laufender Analysen, die demnächst publiziert werden sollen.
In Deutschland arbeiten mehr als 400.000 Fachärztinnen und Fachärzte, davon 90 Prozent im ambulanten und stationären Bereich. Assistenzärztinnen und Assistenzärzte können unter 49 Facharztausbildungen wählen, die zwischen vier und sechs Jahre dauern.