Psychiatrie

DKG-Chef Morell: "Ich bin gespannt, was Tom Bschor liefert"

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DKG-Chef Morell: "Ich bin gespannt, was Tom Bschor liefert"
Ingo Morell © kkvd/Jens Jeske

Auf dem 8. Nationalen Forum für Entgeltsysteme in Psychiatrie und Psychosomatik in Berlin standen jene drei Themen im Mittelpunkt, die der Szene auf den Nägeln brennen: Fachkräftemangel, Qualität und die Versorgungsdebatte. Aktuell brennendstes Thema ist das hoch umstrittene Instrument zur Personalbemessung (PPP-RL). Ab 2024 sollen Kliniken, die die Vorgaben nicht einhalten, sanktioniert werden. Arno Deisler von der Bundesärztekammer erläuterte, warum die PPP-RL aus seiner Sicht nicht funktioniert: „Hat eine Klinik zu wenig Personal, erreicht sie die Mindestbesetzung nicht, wird sanktioniert, das löst ein Versorgungsdefizit aus und führt zu großen Qualitätsproblemen. Mit diesem Problem ist am Ende der Patient konfrontiert.“ Der Ärztevertreter hat nichts dagegen, wenn „Budget für nicht erbrachte Leistungen zurückgezahlt werden muss“, allerdings sei die Sanktion für Unterbesetzung schwierig. „Wenn sich Unterbesetzung andeutet, sollte ein Dialogprozess starten. Erst wenn der nicht fruchtet, sollte es Sanktionen geben“, fordert Deister.

Schmedders: „Die Politik macht es sich zu einfach“

Einen deutlichen Kontrapunkt setzte Mechtild Schmedders vom GKV-Spitzenverband. „Wenn ich Sie über Transparenz reden höre, höre ich Sie über Bürokratie reden und das macht mich müde.“ Schmedders nahm in ihrem Statement Bezug auf den Koalitionsvertrag der Ampel-Regierung. Darin kündigt die Regierung eine bedarfsgerechte, leitlinienorientierte Versorgung und eine sektorenübergreifende Versorgungsplanung an. Das sei problematisch, weil weder der Bedarf und die aktuelle Kapazität in der Psychiatrie bekannt seien. Für sie wäre diese Analyse die Grundlage für einen sinnvollen Diskurs. „Wir haben keinen Überblick, wie viel Psychopharmaka in Deutschland verabreicht werden. Solche Informationen brauchen wir aber - und das hat nichts mit Bürokratie zu tun, sondern mit Transparenz.“

NRW hat auf Psych-Leistungsgruppen verzichtet

Ingo Morell, Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), pflichtete Schmedders zumindest teilweise bei. „Ich hätte mir gewünscht, dass es für die Somatik eine Bedarfsanalyse gegeben hätte. Das war nicht der Fall und ich denke, wir werden auch für die Psychiatrie keine bekommen.“ Bisher wird die Psychatrie im Reformvorschlag von Gesundheitsminister Karl Lauterbach nur stiefmütterlich behandelt.  

Um diese Lücke zu schließen, will die Kommission demnächst ein ausführliches Papier zur stationären Psychiatrie nachliefern. Was Kommissionspräsident Tom Bschor konkret auf den Tisch legt, ist jedoch unklar. Morell fürchtet nichts Gutes. Wenn es am Ende ein Leistungsgruppenkonzept für die Psychiatrie geben soll, wäre das ein sehr dickes Brett, so Morell. Das zeige der Reformprozess in NRW, der mittlerweile Blaupause für die Bundesreform ist. „Wir haben uns in NRW drei Jahre intensiv mit der Frage von Leistungsgruppen in der Psychiatrie beschäftigt.“ Kassen, Kliniken und Ärztekammern seien dabei zu dem Schluss gekommen, dass es keinen Sinn machte, auf die Schnelle Psych-Leistungsgruppen zu entwickeln. In NRW werden deshalb zuerst die somatischen Leistungsgruppen in Anwendung kommen, die für die Psychiatrie kommen später. „Insofern bin ich schon gespannt, was Tom Bschor liefert“, erklärte Morell. 

Belling: Wir können digitale Konzepte entwickeln“

Reinhard Belling vom Bundesarbeitsgemeinschaft der Träger psychiatrischer und psychosomatischer Krankenhäuser (BAG) betonte, dass auf die Psychiatrie viel Veränderung zukommt – die er auch als Chance sieht. „Wir können ambulante Strukturen und auch digitale Konzepte entwickeln“, so Belling. Vor allem die Ausweitung der stationsäquivalenten psychiatrischen Behandlung sei attraktiv, weil sie die Zufriedenheit gleich mehrerer Berufsgruppen steigere. „Ohne den Abbau von vollstationären Strukturen werden wir die Probleme nicht lösen“, appellierte der Vitos-Manager. Dabei müssten die Unternehmen auch proaktiv nach Lösungen suchen und dürften nicht nur auf legislative Veränderungen warten. „Wenn wir jetzt noch fünf Jahre auf eine Bedarfsanalyse warten, ist das System an die Wand gefahren.“

 

Einen ausführlichen Bericht lesen Abonnenten in der Juli-Ausgabe von f&w führen und wirtschaften im Krankenhaus.

 


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Autor

 Jens Mau

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