Pflegedebatte beim DRG-Forum

Es braucht einen kräftigen Ruck

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Zu große Arbeitsbelastung, schlechte Bezahlung, zu wenig Zeit am Patienten – und dem gegenüber ein eklatanter Mangel an Pflegekräften: Über den dringenden Handlungsbedarf, den Pflegeberuf endlich attraktiver zu gestalten, sind sich alle Beteiligten einig. Dies zeigte auch die Debatte mit Spitzenvertretern aus dem Gesundheitswesen beim 20. DRG-Forum. "Wir leisten uns die Kenntnis über die Anzahl der Betten und die Anzahl der Beatmungsgeräte, aber haben keine Kenntnis über die Zahl der Pflegekräfte und deren Verteilung“, sagte Andreas Westerfellhaus, der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung. Erst vor wenigen Tagen haben die Deutsche Gesellschaft für Fachkrankenpflege (DGF) und die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI)  dem Pflegebevollmächtigten mit der "Stellungnahme zur Stärkung und Zukunft der Intensivpflege in Deutschland" einen Maßnahmenkatalog vorgelegt. Dieser könnte eine Blaupause für die Pflege insgesamt sein, so Vera Lux, Geschäftsführerin Pflege an der Medizinischen Hochschule Hannover und Moderatorin der Podiumsdiskussion.

Der Maßnahmenkatalog wende sich nicht nur an die Bundesregierung, sondern auch an die Bundesländer. Auch diese müssten sich in der Pflicht sehen, sagte Westerfellhaus. Man dürfe sich jetzt nicht mehr im Reden verlieren. "Wir haben keine Zeit mehr, irgendwelche Programme zu stricken. Die Pflegenden müssen jetzt spüren, dass sich für sie nachhaltig etwas verändert.“

Es bräuchte einen ganz großen Ruck, so Lux. Ein Zukunftspaket Pflege, das Vergütungsfragen klärt, aber auch Angebote für Studiengänge schafft sowie gezielte Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten verankert.

Eigenständigkeit im ambulanten Bereich fördern

Dem breiten Spektrum des Berufs gerecht werden, die Kompetenzen von Pflegekräften erhöhen und deren Eigenständigkeit gerade im ambulanten Bereich fördern, das habe sich ihre Partei auf die Fahnen geschrieben, sagte Kordula Schulz-Asche, Sprecherin für Pflege- und Altenpolitik von Bündnis 90/Die Grünen. Angelehnt an das Modell der Gemeindeschwester sollten Pflegefachkräfte ambulant „eigenständig und auf Augenhöhe mit dem Hausarzt“ arbeiten dürfen, sagte Schulz-Asche. Nur müsse für diese Tätigkeit noch eine neue Bezeichnung gefunden werden.

"Viele Einweisungen in Kliniken wären vermeidbar, wenn wir ambulant auf qualifizierte Pflegekräfte setzen könnten. Da sind Sektorenbrüche vermeidbar“, sagte auch Sabine Brase, Vordenkerin 2021 und Pflegedirektorin am Klinikum Oldenburg. Es müsse viel mehr aus Sicht der Patienten und Angehörigen geschaut werden, wie der Versorgungsprozess aufgebaut sein soll.

Einspruch dazu von Dr. Axel Paeger, CEO der Ameos Gruppe: "Wenn wir so etwas wie eine Gemeindepflegekraft und eine selbstständige Pflege im Krankenhaus haben wollen, müssen wir das Problem auch beim Namen nennen: Pflege kann nicht eigenständiger auftreten, weil ihr in den vergangenen 15 Jahren mit der Berufsordnung eher mehr Schranken auferlegt wurden.“ Eine stärkere Ausdifferenzierung bei der Vergütung und auch bei den Inhalten seien notwendig, um den Beruf attraktiver zu machen, so Paeger.   

Kämpfe in Kliniken um Vergütung und Personalausstattung

Es seien aber immer wieder harte Auseinandersetzungen mit den Kliniken, wenn es um die Vergütung der Pflegekräfte gehe, sagte Sylvia Bühler, Mitglied des Bundesvorstands von Verdi. „Einer schiebt die Verantwortung auf den anderen. Das müsste doch ein gemeinsamer Kraftakt, ein gemeinsamer Wille sein.“

Es brauche auch endlich Vorgaben für eine bedarfsgerechte Personalausstattung. „Da fechten wir immer wieder Kämpfe aus in Kliniken“, sagte Bühler. Es sei ein Armutszeugnis für die Politik, dass man ausreichend Personal für eine gute Versorgung erst erkämpfen muss.

"Mit Verdi haben wir ein Spannungsfeld, weil es aus unserer Sicht nicht reicht, Ausbildung zu tarifieren, sondern wir müssen Leistung und Aufgabenbereich tarifieren“, sagte Paeger.

"Wann gibt Verdi seinen Widerstand gegenüber Pflegekammern auf?“ lautete die Frage eines DRG-Forum-Teilnehmers: "Was heißt schon Widerstand“, sagte Bühler. "In Niedersachsen haben die Leute abgestimmt, dass sie nicht mehr zwangsbeglückt werden wollen.“ Da müsse man aber auch so fair sein und alle einbeziehen und fragen, erwiderte Westerfellhaus. Es wäre hilfreich, "wenn die Gewerkschaft sich nicht aktiv gegen die Pflegekammern stellen würde“, sagte auch die Grünenpolitikerin Schulz-Asche.    

Autor

 Lena Reseck

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