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Klinik-Aus in Zerbst: Helios stellt stationären Betrieb zum Jahresende ein

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Klinik-Aus in Zerbst: Helios stellt stationären Betrieb zum Jahresende ein
Das Helios-Klinikum in Zerbst soll zum Ende des Jahres in seiner bisherigen Form geschlossen und der stationäre Betrieb am 19. Dezember voraussichtlich eingestellt werden. © Foundry / Pixabay

Das Helios-Klinikum in Zerbst steht vor dem Aus: Zum 19. Dezember soll der stationäre Betrieb eingestellt werden. Die Entscheidung sorgt für Proteste und wirft Fragen zur künftigen medizinischen Versorgung in der Region auf. 

Das Helios-Klinikum in Zerbst soll zum Ende des Jahres in seiner bisherigen Form geschlossen werden. Der stationäre Betrieb werde am 19. Dezember voraussichtlich eingestellt, teilte das Unternehmen mit. Zuvor hatte die Magdeburger Volksstimme darüber berichtet. Die rund 270 Beschäftigten sind laut Helios am Montag informiert worden. Mit allen Betroffenen werde über Beschäftigungsmöglichkeiten an anderen Helios-Standorten gesprochen. Für die rettungsdienstliche Notfallversorgung müssen Betroffene ab Dezember entsprechend an umliegende Krankenhäuser verteilt werden, sagte eine Sprecherin des Unternehmens der dpa.

Vorausgegangen war ein Gespräch zwischen der Geschäftsführung, dem Landkreis Anhalt-Bitterfeld und dem Gesundheitsministerium am Montagnachmittag. Demnach sei "ein Austausch zwischen dem Träger des Krankenhauses und dem Landkreis" vereinbart worden, um die Optionen zu diskutieren. Geplant sei, das ambulante Versorgungszentrum an der Klinik zu erhalten und zu erweitern, teilte Helios weiter mit. So sollen werktags die Fachbereiche Gynäkologie, Orthopädie, Chirurgie, Gastroenterologie und Radiologie erhalten bleiben. Geprüft werde außerdem, ob die hausärztliche Versorgung am Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) erweitert und die Öffnungszeiten verbessert werden können.

Ringen um Zukunft nach Dezember

Gemeinsames Ziel sei es, die Versorgungsstrukturen sicherzustellen, sagte Sachsen-Anhalts Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD). Eine "tragfähige Lösung unter Einbindung aller Beteiligten" forderte Andy Grabner, Landrat des Landkreises Anhalt-Bitterfeld. "Unser Ziel ist es, die bestehenden Angebote zu erhalten – wenn möglich sogar auszubauen. In der kurzen Zeit bis zum 19. Dezember müssen wir gemeinsam eine verlässliche Perspektive für den Weiterbetrieb schaffen", so der CDU-Politiker. 

Die CDU-Landtagsfraktion zeigt sich über die geplante Klinik-Schließung entsetzt: "Innerhalb kürzester Zeit werden die Menschen vor Ort vor vollendete Tatsachen gestellt. Der angekündigte Schritt sorgt vor Ort zu Recht für Proteste", sagte Tobias Krull, sozialpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Landtag. Krull fordert einen sensiblen Umgang mit den Beschäftigten und den Menschen vor Ort. Die Sicherstellung der Notfallversorgung habe Priorität. 

Kritik an den Plänen kommt auch von der Linken im Landtag: "Mit der Schließung droht eine massive Lücke in der medizinischen Grundversorgung im Raum Zerbst", sagte Nicole Anger von der Linken-Fraktion. Patienten müssten künftig längere Wege in Kauf nehmen. "Die Erfahrungen in Genthin und Havelberg zeigen deutlich: Was einmal geschlossen ist, kommt in der Regel nicht wieder", so die gesundheitspolitische Sprecherin. Die Klinik in Genthin im Jerichower Land war Ende 2017 geschlossen worden. Das Krankenhaus in Havelberg in der Altmark folgte 2020. 

Gewerkschaft: Beschäftigungsgarantie für viele ungeeignet

Von Intransparenz und einer "Salamitaktik" spricht die gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen-Landtagsfraktion, Susan Sziborra-Seidlitz: "Es liegt nahe, dass die sukzessive Ausdünnung des Angebots – beginnend mit der Orthopädie – von Anfang an Teil einer Strategie war, um die vollständige Schließung vorzubereiten". Seidlitz fordert mit Verweis auf die Versorgungssicherheit in der Region eine Aussetzung der geplanten Schließung. "Es braucht jetzt eine transparente Prüfung alternativer Modelle, die eine stationäre Grundversorgung in Zerbst sichern."

Auch die Gewerkschaft Verdi kritisiert die Pläne: Die Schließung habe sich lange angedeutet. Die Gewerkschaft sei in die Pläne nicht eingeweiht worden. Dass die Ankündigung nun nur knapp zwei Monate vor dem Ende des Stationsbetriebs erfolgt, sei ein Schlag ins Gesicht für diejenigen, die darauf angewiesen sind, sagte Bernd Becker, Landesfachbereichsleiter Gesundheit im Verdi-Landesbezirk Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen. Ob die Notfallversorgung damit weiter ausreichend abgedeckt ist, hält Becker zumindest für fraglich. Das Angebot einer Beschäftigung an anderen Standorten sei für die Beschäftigten, die familiär und sozial im Umfeld verwurzelt seien, zudem womöglich ungeeignet.

dpa

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