Seit Wochen wartet die Gesundheitsbranche gespannt auf Karl Lauterbachs Entwurf des GKV-Finanzierungsgesetzes. Dieser liegt zwar noch immer nicht vor, dafür aber die Zahlen des ersten Quartals. Die 97 gesetzlichen Krankenkassen haben in diesem ein nahezu ausgeglichenes Finanzergebnis erzielt. Dazu hat wesentlich der in diesem Jahr einmalig ergänzende Bundeszuschuss von 14 Milliarden Euro beigetragen, teilt das Bundesgesundheitsministerium mit. Zum Quartalsende betrugen die Finanzreserven der Kassen 9,9 Milliarden Euro.
Den Einnahmen in Höhe von 71,7 Milliarden Euro standen Ausgaben in nahezu gleicher Höhe gegenüber, das Defizit betrug etwa 16 Millionen Euro. Unterschiedlich war die Finanzentwicklung bei den einzelnen Krankenkassenarten: Die Ortskrankenkassen erzielten einen Überschuss von 81 Millionen Euro, die Innungskrankenkassen von 64 Millionen Euro und die Knappschaft von 17 Millionen Euro. Defizite verbuchten die Ersatzkassen (-199 Millionen Euro) und die Betriebskrankenkassen (-8 Millionen Euro).
Die Leistungsausgaben der Kassen stiegen im ersten Quartal um 5,7 Prozent, die Verwaltungskosten um 18,5 Prozent. Nach Angaben des BMG sei zu beachten, dass die Rate bei den Leistungsausgaben auf einer coronabedingt niedrigen Basis des Vorjahresquartals aufsetze und daher mit Blick auf die Entwicklung im weiteren Jahresverlauf "mit Vorsicht" zu interpretieren sei. Der sehr deutliche Anstieg der Verwaltungskosten sei maßgeblich auf die Bildung von hohen Altersrückstellungen einer einzelnen Krankenkasse im ersten Quartal zurückzuführen und dürfte sich im weiteren Jahresverlauf deutlich abflachen.
Weitere Kostensteigerungen:
- Heilmittel +21,6 Prozent
- Vorsorge und Rehabilitationsleistungen +16,7 Prozent
- Arzneimittel +6,5 Prozent
- ambulant-ärztliche Behandlungen +2,7 Prozent
- Krankenhausbehandlungen +4,3 Prozent
- Krankengeldausgaben +6,7 Prozent
- Aufwendungen für Kinderkrankengeld +12,9 Prozent
Gesundheitsfonds: Liquiditätsreserve wird sinken
Zum Stichtag am 17. Januar verfügte der Gesundheitsfonds über eine Liquiditätsreserve von rund 7,9 Milliarden Euro, die aufgrund gesetzlich geregelter Sonderzahlungen im Jahresverlauf um 2,1 Milliarden Euro sinken wird. Das Defizit lag im ersten Quartal bei 2,2 Milliarden Euro. Dieses sei saisonüblich und ließe keinen Rückschluss die Entwicklung im weiteren Jahresverlauf zu, so das BMG. So würden die Ausgaben des Gesundheitsfonds als monatliche Zuweisungen in konstanter Höhe an die Krankenkassen fließen, während die Einnahmen hingegen unterjährig erheblich schwanken und insbesondere im letzten Quartal aufgrund der Verteitragung von Jahressonderzahlungen wie beispielsweise Weihnachtsgeld höher ausfallen.
Zur Pandemiebewältigung trägt der Bund weiterhin einen Großteil der Ausgaben für pandemiebedingte Zahlungsverfahren, die aus der Liquiditätsreserve des Gesundheitsfonds vorfinanziert werden. Dazu gehören die Ausgleichszahlungen für Krankenhäuser, Aufwendungen für Coronatests und Impfungen. Insgesamt wurden rund 9,6 Milliarden Euor aus der Liquiditätsreserve des Gesundheitsfonds zur Verfügung gestellt und vom Bund refinanziert.
Endgültiges Ergebnis für 2021
Nach den endgültigen Jahresrechnungsergebnissen erzielten die gesetzlichen Krankenkassen im vergangenen Jahr ein Defizit in Höhe von 6,7 Milliarden Euro. Damit ist es rund eine Milliarde Euro höher als in den vorläufigen Rechnungsergebnissen für 2021 ausgewiesen. Ursächlich seien insbesondere höhere Leistungsausgaben, vor allem für Pflegepersonalkosten im Krankenhaus.