Krankenhausreform

Klinikatlas des BMG ist online

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Klinikatlas des BMG ist online
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Auf der Webseite bundes-klinik-atlas.de befindet sich ab heute das Klinik-Vergleichsportal des Bundes. Es soll den Patienten bei der Krankenhauswahl helfen. Gesucht werden kann nach Region und Behandlung, als Ergebnis bekommt der Patient die Fallzahlen der Indikation, den Pflegequotienten der gesamten Klinik und vorhandene Zertifizierungen. Derzeit sind die Zertifikate der Deutschen Krebsgesellschaft und für die Endoprothetik eingepflegt. Weitere sollen hinzukommen. Außerdem weist die Suchmaschine aus, ob eine Klinik die Mindestmengen erfüllt und welcher Notfallstufe sie zugeordnet ist. Das Stufensystem für die stationäre Notfallversorgung kommt vom Gemeinsamen Bundesauschuss (G-BA). Darüber hinaus fließen Routinedaten, risikoadjustierte Qualitätsdaten und Daten, die Krankenhäuser vierteljährlich melden müssen, ein. Dargestellt werden die Klinikbewertungen mit einem Tacho, der fünf Kategorien aufweist, wobei rot „weit unterdurchschnittlich“ und grün „weit überdurchschnittlich“ ist. Die Suche könne auch Umgangssprache verstehen, erklärte Gesundheitsminister Karl Lauterbach und nannte als Beispiel „Ziegenpeter“ für Mumps.

Lauterbach: „Komplikationsrate zeigt große Unterschiede“

Betreiber des Portals ist das Gesundheitsministerium, die Umsetzung hat der Gesetzgeber dem Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG) übertragen. Die angekündigten Komplikationsraten je Behandlungstyp und Klinik fehlen noch im Portal. Sie sollen ebenso wie die Arztzahlen in den nächsten Wochen folgen. Die Arztzahlen werden nicht wie die Pflege bezogen aufs ganze Haus, sondern nach Leistungsgruppe ausgewiesen – „bezogen auf Eingriffe und unter Berücksichtigung der Schweregrade“, wie der Minister versprach. Lauterbach betonte, dass es bei den Komplikationsraten sehr große Unterschiede gebe: „Beim Darmkrebs etwa liegt die Sterblichkeitsrate je nach Haus zwischen null und 20 Prozent.“ 

Ein Portal auch für die Profis

Auch die Fallzahlen seien für Patienten ein wichtiger Indikator, betonte der Minister. Dabei sei das Portal auch für Profis von Bedeutung. Denn niedergelassene Ärzte, die Patienten Kliniken empfehlen, wüssten oft nicht, wie die Fallzahlen in jenen Häusern überhaupt sind. Eine fachkundige Empfehlung für eine spezialisierte Klinik sei deshalb oft nicht möglich. Minister Lauterbach warb mit mehreren Beispielen für sein Portal. Bei der schweren Hirschsprung-Krankheit, die Kleinkinder betrifft, finde man beispielsweise durch das Portal heraus, das eine Klinik in Rostock mit Abstand die meisten Fälle dieser seltenen Krankheit behandle (72 im Jahr) und somit hochspezialisiert sei. Viele andere Kliniken würden den Eingriff hingegen weniger als fünf Mal vornehmen. Das Portal zeige ferner, dass bei der Suche nach Dickdarmkrebs 48 mögliche Behandlungsorte in Berlin ausgewiesen würden, von den aber nur 18 für die Behandlung zertifiziert seien. 

Heidecke: Patientenbefragungen sind „sehr sinnvoll“

Die umstrittene Einteilung der 1.700 Klinikstandorte in Level soll im Herbst hinzukommen, wenn der Leistungsgruppen-Grouper des Instituts für das Entgeltsystem im Krankenhaus (InEK) fertig ist. Ob das Institut bis dahin ein belastbares Rechenmodell vorlegen kann, ist allerdings unklar. Insgesamt gibt es im Portal Informationen zu rund 13.000 Behandlungsformen. Die Daten stammen großteils aus dem Jahr 2022, würden im Laufe des Jahres aber noch auf die Daten von 2023 aktualisiert, versprach IQTIG-Leiter Claus-Dieter Heidecke. Welche Daten in Zukunft noch ins Portal kommen sollen, ließ der Minister offen. Heidecke erklärte, für ihn sei die Einbindung von Patientenbefragungen künftig „sehr sinnvoll“. Lauterbach zeigte sich zurückhaltender und bezeichnete dies als „durchaus denkbar“.  

Philippi: „Erst die Reform, dann der Atlas“

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG), die kürzlich ihr eigenes Klinik-Verzeichnis aufgefrischt hatte, geißelte den Bundes-Atlas als „politischen Aktionismus auf Kosten des Steuerzahlers“. Niedersachsens Gesundheitsminister Andreas Philippi (SPD), in vielen Fragen ein treuer Verbündeter von Karl Lauterbach, erklärte: „Ob der Bundes-Klinik-Atlas einen Mehrwert schafft, bleibt abzuwarten.“ Problematisch an dem Atlas sei, dass dessen Systematik auf den bisher nicht eingeführten und zugewiesenen Leistungsgruppen basiere. „Erst die Reform, dann der Atlas wäre die richtige Reihenfolge gewesen.“

Die Kennzahlen im Bundes-Klinik-Atlas 

  • Krankenhäuser mit Standorten (Karte) 
  • Bettenzahl 
  • Ausweisung Sicherstellungshäuser 
  • teilstationäre Behandlungsplätze 
  • Fallzahlen insgesamt 
  • Fallzahlen je Fachabteilung 
  • Fallzahlen je Behandlungsanlass 
  • Pflegekräfte für den gesamten Standort
  • Pflegepersonalquotienten 
  • Mindestmengen 
  • Notfallstufen 
  • Ausgewählte Zertifikate

Autor

 Jens Mau

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