Pflegekräfte

Kommen, um zu bleiben

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Kommen, um zu bleiben
Heinz Lohmann © Falk von Traubenberg

Der Pflegemangel ist nicht irgendwann, sondern längst da. Meldungen über geschlossene Operationssäle, weil das Personal fehlt, sind keine Seltenheit. Auch durchaus vorhandene Betten können vielerorts nicht mehr genutzt werden. Patientinnen und Patienten werden immer öfter vertröstet, weil bereits geplante Therapien verschoben werden müssen. Kliniken können ihre Erlösziele nicht realisieren. Wartelisten für Patienten werden länger und Krankenhäuser geraten in die roten Zahlen. Entwarnung kann nicht gegeben werden, ganz im Gegenteil, der Druck nimmt weiter zu.

Die Entwicklung kommt nicht wirklich überraschend, aber die Dramatik zeigt doch Wirkung. Die Krankenhäuser versuchen gegenzusteuern. Auch die Politik ist aufgescheucht. Wie so üblich gab‘s zunächst mehr Geld. Die Bezahlung von Pflegekräften ist in den letzten Jahren mächtig aufgestockt worden. Das ist nicht falsch, aber die alleinige Lösung auch nicht. Die Pflegekräfte beklagen lange schon und immer lauter die mangelnde Wertschätzung. Und richtig, das Sozialprestige lässt eher zu wünschen übrig. Die Pflege hat einen viel zu geringen Sozialen Status. Der kann nur verändert werden, wenn Pflegende entsprechend ihrer Kompetenzen eigenständig Entscheidungen treffen dürfen und nicht, wie überkommen, von ärztlichen Anordnungen abhängig sind. Pflege ist dabei nicht gleich Pflege. Eine gestufte Struktur auf Basis der Behandlungsbedarfe ist zwingende Voraussetzung. Hier ist einiges bereits auf den Weg gebracht, aber es gilt noch viel zu tun. So muss ganz dringend endlich die Digitalisierung in der Pflege ankommen. Bleistift, Papier und Radiergummi haben leider noch nicht überall ausgedient. Auch die unendliche Debatte „Roboter oder Mensch“ ist nicht zielführend. Jede Möglichkeit, Menschen zu entlasten, muss ergriffen werden. Richtig ist: „Mensch und Roboter“.

Pflegekräften aus dem Ausland eine Chance geben

All das ist wichtig und richtig. Trotzdem ist es vernünftig, zusätzlich außerhalb der Landesgrenzen nach Pflegekräften Ausschau zu halten, die uns helfen können, unsere Herausforderungen erfolgreich zu bestehen. Deshalb ist es misslich, dass viele der bisherigen Versuche, ausländische Pflegekräfte zu akquirieren, gründlich schiefgegangen sind. So gab es das eine oder andere „schwarze Schaf“ unter den Vermittlern. Auch gab es Akteure, die durchaus willig, aber unfähig waren. Dilettantismus schadet der Idee gewaltig.

Viele Klinikverantwortliche winken wegen der negativen Erfahrungen ab, wenn sie heute auf die Möglichkeit, ausländische Pflegekräfte einzusetzen, angesprochen werden. Und einfach ist es auch nicht, den Wunsch in die Wirklichkeit umzusetzen. Ganz oben ist dabei Seriosität vonnöten. Dann kommt ein klares Konzept und dann die professionelle Realisierung.

Pflegekräfte sollten langfristig bleiben (wollen)

Verabschieden müssen wir uns vor allem von dem Gedanken, Pflegekräfte temporär zu gewinnen. Vielmehr fängt ein erfolgreiches Projekt schon ganz vorne an. Es geht darum, diejenigen zu ermitteln, die sich langfristig, am besten ein ganzes Leben lang, in Deutschland etablieren wollen. Ein neues Zuhause mit hervorragenden Entwicklungschancen für ihre Familie und Kinder zu finden, ist ein ideales Motiv für eine aussichtsreiche Anwerbung. Natürlich müssen die Qualifikationen und die Sprachkenntnisse bei den Bewerbern stimmen – so wie Kliniken für ein geeignetes Arbeitsumfeld und das entsprechende Onboarding Sorge tragen. Auch der Staat kann mit zügigen Anerkennungsprozessen und, perspektivisch, mit Einbürgerungsangeboten entscheidend mitwirken. Aber am wichtigsten ist es, Menschen anzusprechen, die kommen, um zu bleiben.

Autor

Prof. Heinz Lohmann

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