Im Dezember soll das Krankenhaus in Neuhaus am Rennweg die Türen für immer schließen. Wie der MDR berichtet, habe das Landrat Robert Sesselmann (AfD) bestätigt. Stattdessen soll die ambulante Versorgung am Standort als Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) ausgebaut werden.
60 Betten fallen weg, 20 Mitarbeitern droht Kündigung
Insgesamt 60 stationäre Betten sollen demnach wegfallen. Laut Klinikleitung seien sie zuletzt zu etwas mehr als der Hälfte dauerhaft belegt gewesen. Rund die Hälfte der Patienten soll künftig in der Klinik in Sonneberg versorgt werden, so der dortige Klinikdirektor Michael Renziehausen. Mehr Betten solle es dort aber nicht geben.
In beiden Regiomed-Standorten soll 20 Mitarbeitern betriebsbedingt gekündigt werden. Die meisten Mitarbeiter werden von Neuhaus nach Sonneberg versetzt.
MVZ am Standort Neuhaus geplant
Das neue MVZ soll künftig allgemeinmedizinische Dienste anbieten. Über die Besetzung wolle Renziehausen mit Ärzten und der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) verhandeln. Denkbar sei ein Rollenwechsel einiger Ärzte vom Krankenhausarzt zum Arzt im MVZ. In einer Mitteilung des Landkreises sei zudem die Rede von der Errichtung einer Radiologie, einer Apotheke und einem Sanitätshaus. Auch ein Ausbau der Kapazitäten der Rettungsdienste sei im Gespräch, so Sesselmann. Der Ausbau des MVZ soll ab 6. Dezember starten. Sanierungsmaßnahmen seien dafür laut Landrat unumgänglich.
Der Bürgermeister von Neuhaus, Uwe Scheler (parteilos), kritisiert die Schließung des Standorts in Neuhaus. Er halte es für denkbar, dass die Stadt Neuhaus sich um den Wechsel in einen anderen Landkreis bemüht.
Hoffen auf Finanzspritze vom Land
Beide Häuser gehören zum selben Träger. Im November soll sie der Landkreis Sonneberg übernehmen, nachdem der vorherige Träger Regiomed Insolvenz hatte anmelden müssen. Das Verfahren läuft noch bis Ende Oktober. Für die Übernahme braucht er aber eine Finanzspritze vom Land, die bisher wackelt, jedoch für die Umstrukturierung und die Sanierungen notwendig ist. So soll der Freistaat Thüringen an mehrere Landkreise 15 Millionen Euro – Geld aus dem Corona- und Energiehilfsfonds des Landes – zahlen, damit sie den Betrieb ihrer Kliniken für mindestens zwei Jahre sicher gewährleisten können. Eine entsprechende Entscheidung hatte der Haushaltsausschuss des Thüringer Landtags vergangene Woche vertagt. Sie solle nun Ende Oktober fallen, teilt der Ausschussvorsitzende Maik Kowalleck (CDU) mit.
Zum thüringisch-fränkischen Klinikverbund Regiomed gehören in Thüringen auch die Krankenhäuser in Hildburghausen. Bereits 2019 mussten die beteiligten Kreise einen zweistelligen Millionenbetrag zuschießen, weil die Klinikgruppe 22 Millionen Euro Verlust gemacht hatte. Beide Kreise, Hildburghausen und Sonneberg, haben sich entschieden, die einstigen Regiomed-Kliniken und MVZ in kommunaler Trägerschaft zu übernehmen. Im Kreis Hildburghausen sei die Finanzierung des Krankenhauses vorerst gesichert, wie Krankenhausdirektor Andreas Schütz mitteilt.