Vor dem Landtag ist eine Pflegekraft gestürzt. Ein Politiker sieht das, hilft der Pflegekraft auf und sagt: "Dafür müssen Sie mich das nächste Mal wählen!" Antwortet die Pflegekraft: Ich bin auf den Rücken gefallen – nicht auf den Kopf!"
Was dieser abgewandelte Witz verdeutlichen soll: In zwei Bundesländern (Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz) wird in wenigen Wochen ein neuer Landtag gewählt. Das Thema „professionelle Pflege“ wird dabei eine zentrale Rolle spielen. Nicht erst seit der Pandemie ist die Pflege in den Fokus der Politik gerückt: Handlungsbedarf ist großflächig vorhanden. Umso wichtiger ist es, dass die Pflegekräfte ganz besonders die Wahlprogramme studieren und auch auf die Äußerungen und Handlungen so manches Politikers achten, der gerne wiedergewählt werden möchte.
Eigentlich müsste man als wählende Pflegekraft auch die vergangenen Jahre reflektieren, allerdings hat schon das Jahr 2020 genug „Stilperlen“ hervorgebracht: Es wurden pflegehistorisch relevant Blumen gepflanzt, Lyoner-Aufstrich oder Christstollen an Pflegekräfte verschenkt. Mühsam gegründete Kammern werden aufgelöst, sind in ihrer Existenz bedroht oder sollen nun doch erst nächste Legislatur gegründet werden. Das Pflegepersonal wurde per Allgemeinverfügung zu Diensten verpflichtet, der Umgang mit dem Pflegebonus war Offenbarung zum Stellenwert von Pflege in so manchem Bundesland – es gäbe noch einiges mehr zu erzählen.
Natürlich: Generelle Untätigkeit soll hier nicht vorgeworfen werden – die Situation der Pflege ist komplex und nicht kurzfristig zu lösen. Aber: Der Applaus und die materiellen wie immateriellen „Danke-Schöns“ haben ihren Zenit erreicht. Es ist an der Zeit, der Pflege in den Wahlprogrammen und den Koalitionsverträgen eine zentrale Position einzuräumen, die über "mehr Geld und mehr Personal" hinausgeht. Wer Pflegekräfte auch zukünftig als Wähler behalten möchte, sollte mit großen Schritten vorangehen und sich auch mal von so mancher Pflegekraft aktiv beraten lassen.