Man gönnt es zwar „der Altenpflege“, aber auch nicht so wirklich, denn schließlich haben die Krankenhäuser zuvorderst gestanden und die ersten Corona-Patienten versorgt. Der SGB-XI-Bereich wiederum ist verleitet zu sagen: Die Krankenhäuser hatten circa einen Monat Leerstand, das war der Bonus. Neutrale Beobachter würde wohl anmerken: Endlich im Krankenhaus eine gute Pflegekraft-Patienten-Ratio, und die Altenpflege erhält ein Schweigegeld. Und die Wahrheit? Die liegt vermutlich irgendwo in der Mitte.
Wie der Diskurs zum Bonus gezeigt hat, gibt es eine Spaltung in der Berufsgruppe, die eigentlich zusammengehört. Natürlich ist das sektorale Denken in Deutschland durch Finanzierungsformen begünstigt. Bei dem innersten Tun der Pflege, abstrakt als „die professionelle pflegerische Versorgung von Menschen“ formuliert, ist Gemeinsamkeit noch ausbaufähig. Nennenswerte Errungenschaften in der Gesetzgebung, die für alle Sektoren professioneller Pflege gelten, sind eher selten. Dabei gibt es in den einzelnen Bereichen durchaus Initiativen, bei der alle profitieren würden, wenn man es gleich übersektoral aufhängen würde. Beispielhaft sei hier das „einSTEP“-Modell genannt, eine Initiative zur Entbürokratisierung in der ambulanten und stationären Langzeitpflege. Zarte Pflänzchen wie der jüngst vorgestellte ePflegebericht des Deutschen Pflegerates zeigen sehr deutlich, dass übersektorale Verständigung funktioniert. Das ist letztendlich auch die Kernaussage des neuen Pflegeberufegesetzes; auch bei den Pflegekammern firmiert „die Pflege“ unter einem Dach – beides echte Errungenschaften.
Bei den einzelnen Pflege-Akteuren „am Menschen“ ist dies nicht überall angekommen. Das war zuletzt deutlich zu erkennen. „Mehr GEMEINSAM wagen“ ist daher auch das Motto, wenn „die Pflege“ tatsächlich als größte Berufsgruppe im Gesundheitswesen wahrgenommen werden und vor allem gestalten möchte.