Laut einer Umfrage des Bundesverbands Medizintechnologie (BVMed), an der sich über 250 Wundfachkräfte beteiligten, führen die Neuregelungen im Verbandmittelbereich zu komplexeren Heilungsverläufen bei Menschen mit chronischen Wunden. Ein Anstieg stationärer Versorgungen und systemischen Antibiotikaverordnungen sei wahrscheinlich.
Hintergrund ist, dass für sogenannte „sonstige Produkte zur Wundbehandlung“ künftig ein Bewertungsverfahren nötig ist, bevor sie durch die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) erstattet werden. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat bislang jedoch keine auf die Wundversorgung angepassten Evidenzkriterien für die erstattungsrelevanten Nutzennachweise definiert. Betroffen von der Regelung sind Produkte wie etwa silber- oder PHMB-haltigen Wundauflagen, die bislang erstattungsfähig waren. „Viele Wundauflagen mit antibakterieller Wirkung drohen nach den neuen Regelungen ab Dezember 2023 aus der Erstattung durch die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) herauszufallen – mit schlimmen Folgen für die Wundversorgung“, kommentiert BVMed-Wundexpertin Juliane Pohl die Ergebnisse der Umfrage.
An der Online-Umfrage haben sich 256 Wundmanager:innen, Pflegefachkräfte, Ärzt:innen und medizinische Fachangestellte beteiligt. Knapp 80 Prozent der Befragten verfügen über mehr als fünf Jahre Erfahrung in der Therapie. Wenn Wundverbände mit antimikrobiellen Komponenten und Beschichtungen künftig nicht mehr im GKV-System erstattet würden, rechnen 85 Prozent der Befragten mit einer Verschlechterung der lokalen Wundtherapie und 82 Prozent mit einer Verschlechterung der Lebensqualität für die betroffenen Patientinnen und Patienten. Jeweils 80 Prozent rechnen mit einer längeren Heilungsdauer sowie einem Anstieg der systemischen Antibiotikaverordnungen. 78 Prozent erwarten einen Anstieg der stationären Versorgungen.