Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will den geplanten Pflegebonus nur an einen begrenzten Kreis von Pflegekräften zahlen. Eine Milliarde Euro Bonus für die Pflege hatte Bundeskanzler Olaf Scholz beim Regierungsantritt versprochen – nun muss Gesundheitsminister Karl Lauterbach die Verteilung regeln und das ist nicht einfach. Schon bei der Vergabe des ersten und des zweiten Bonus für die Pflege hagelte es Kritik von allen Seiten. Kliniken und Arbeitnehmervertreter fühlten sich von der Politik allein gelassen. So gesehen nimmt Lauterbach mit seinem Vorstoß, nur besonders belasteten Pflegekräften eine Prämie zu gewähren, diese Kritik an: Er begrenzt die Gruppe der Begünstigten und nimmt so Gestaltungsdruck von den Verhandlern in Kliniken und Heimen. Doch Applaus kann er bei diesem vertrackten Thema nicht erwarten.
Vogler will nicht für Brotkrumen „Danke“ sagen müssen
Für Christine Vogler, Präsidentin des Deutschen Pflegerats (DPR), unterstreicht der Vorstoß des Gesundheitsministers noch einmal die Sinnlosigkeit dieser Prämie: „Der Bonus verbrennt Geld und schafft Unfrieden. Er ist Unsinn.“ Der DPR vertritt diese Auffassung seit vielen Monaten und fordert stattdessen eine befristete Lohnsteuerbefreiung für Pflegekräfte in der Pandemie. „Das kann über Nacht passieren und hätte einen unmittelbaren Effekt“, so Vogler. Generell fordert der DPR eine bessere Vergütungsstruktur statt weiterer Einmalzahlungen. „Die Profession Pflege will nicht immer Brotkrumen in Form von Bonuszahlungen hingeworfen bekommen und 'Danke' sagen müssen. Damit ist der gesamten Berufsgruppe nicht gedient“, so Vogler.
DKG: Auch Mitarbeiter auf Normalstation leisten Außergewöhnliches
Auch die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) lehnt Lauterbachs Plan ab. „Alle Pflegekräfte in den Kliniken leisten seit fast zwei Jahren Außergewöhnliches, jede und jeder an seinem Platz. Die Abgrenzung von besonders betroffenen Pflegekräften ist extrem schwer“, bemerkt DKG-Vorstandsvorsitzender Gerald Gaß. Gerade in der fünften Welle seien die Mitarbeiter auf Normalstationen ganz besonders gefordert. Die Zulage müsse bei der gesamten Berufsgruppe ankommen, so Gaß.
Konsentierter Vorschlag soll noch im Januar kommen
Der Bonus ist ein Tropfen auf den heißen Stein. DPR und DKG fordern stattdessen eine klare finanzielle Perspektive für Pflegekräfte. Die Kliniklobby will dazu noch im Januar gemeinsam mit Pflegeverbänden einen Vorschlag unterbreiten.