Psych-Barometer

PPP-RL und Mehrkosten verschärfen Lage

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Psych-Barometer: Fachkräftemangel und Kosten verschärfen Lage
Gerald Gaß © Regina Sablotny

Der wirtschaftliche Druck steigt: Zwei von drei psychiatrischen und psychosomatischen Kliniken stufen die Situation in der Umfrage als mäßig bis sehr schlecht ein. 

Die wirtschaftliche Situation psychiatrischer und psychosomatischer Kliniken in Deutschland bleibt angespannt. Das zeigt das aktuelle Psychiatrie-Barometer 2024/2025 des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) im Auftrag der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG). Die Ergebnisse verdeutlichen den zunehmenden Druck durch Kostensteigerungen, unzureichende Refinanzierung und strukturelle Hürden bei der Personalgewinnung.

Nur 28 Prozent der psychiatrischen und psychosomatischen Abteilungen und 35 Prozent der Fachkrankenhäuser bewerten in der Umfrage ihre wirtschaftliche Lage zum Jahreswechsel 2024/2025 als gut oder sehr gut. Die Mehrheit – 72 Prozent beziehungsweise 66 Prozent – stuft die Situation dagegen als mäßig bis sehr schlecht ein. Während sich Fachkrankenhäuser gegenüber dem Vorjahr leicht stabilisiert zeigen, hat sich die Lage in den Abteilungen deutlich verschlechtert.

70 Prozent der Kliniken mit Einbußen

„Die Auswirkungen gestiegener Kosten auf die Liquidität sind erheblich: Über 70 Prozent der Kliniken berichten von starken bis sehr starken Einbußen. Nur rund ein Drittel gibt an, dass die Auswirkungen gering oder nicht spürbar seien. In der Konsequenz setzen viele Einrichtungen auf kurzfristige Maßnahmen wie die Aussetzung geplanter Investitionen oder Nicht-Besetzung offener Stellen“, sagt Gerald Gaß, Vorstandsvorsitzender der DKG.

Die angespannte wirtschaftliche Lage zeigt bereits deutliche Folgen in den psychiatrischen und psychosomatischen Einrichtungen. So erwarten 30 Prozent der Abteilungen und 16 Prozent der Fachkrankenhäuser, in den kommenden sechs Monaten ihr Personal reduzieren zu müssen. Zudem plant rund ein Fünftel der Einrichtungen Leistungsumfang und -angebot einzuschränken, was sich unmittelbar auf die Versorgung der Patientinnen und Patienten auswirken könnte.

Fast die Hälfte der Häuser setzt Investitionen aus

Zur Sicherung der Liquidität greifen viele Kliniken inzwischen zu kurzfristigen Notmaßnahmen. Bereits 47 Prozent der Einrichtungen haben geplante Investitionen und Instandhaltungsmaßnahmen ausgesetzt, weitere 23 Prozent bereiten diesen Schritt vor. Auch im Personalbereich sind erste Reaktionen sichtbar: 28 Prozent der Häuser verzichten vorübergehend auf die Besetzung offener Stellen, in weiteren 15 Prozent ist dies geplant. Darüber hinaus haben 26 Prozent der Einrichtungen Trägerzuschüsse erhalten und 21 Prozent Liquiditätskredite bei Banken aufgenommen. Eine gekürzte oder verspätete Auszahlung von Weihnachtsgeld an die Mitarbeitenden lehnt hingegen die überwiegende Mehrheit der Krankenhäuser entschieden ab.

Die Refinanzierung der Kostensteigerungen bleibt ein zentrales Thema in den Budgetverhandlungen. Die PPP-RL (Personalausstattung in Psychiatrie und Psychosomatik-Richtlinie) wird dabei von über 80 Prozent der Kliniken als wesentlich angesehen. Die Umsetzbarkeit leidet neben den Widerständen der Kostenträger bei der Finanzierung der erforderlichen Personalstellen, am Fachkräftemangel und den unzureichenden Anrechnungsmöglichkeiten. Nur 37 Prozent der befragten Einrichtungen konnten die Personalvorgaben der PPP-RL in allen Berufsgruppen vollständig einhalten.

Mehr als die Hälfte setzt internationale Fachkräfte ein

55 Prozent der Einrichtungen setzen bereits internationale Fachkräfte ein – vor allem in der Pflege und im ärztlichen Dienst. Weitere 7 Prozent planen dies. Dennoch sind Sprachbarrieren, Anerkennungsverfahren und hohe Rekrutierungskosten immer noch herausfordernd. Die Mehrheit der Kliniken unterstützt ihre internationalen Mitarbeitenden jedoch mit gezielten Einarbeitungs- und Integrationsprogrammen.

„Die Ergebnisse des Psychiatrie-Barometers zeigen eindrucksvoll, unter welchem Druck psychiatrische und psychosomatische Kliniken aktuell stehen“, erklärt Gaß und fordert „realistische Personalvorgaben, ausreichend finanzierte Budgets und weniger bürokratische Hürden bei der Rekrutierung internationaler Fachkräfte. Nur so können wir die Versorgung der psychisch erkrankten Menschen durch die Krankenhäuser langfristig sichern“.

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