Studie zur Krankenhausreform

Regierungskommission geht in die Offensive

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Regierungskommission geht in die Offensive
© Kliniken Köln / Felix Schmitt

Am Donnerstag (29. Juni) findet das letzte Bund-Länder-Treffen zur Krankenhausreform statt. Danach muss ein grober Konsens feststehen, sonst wird es eng mit dem Gesetzgebungsprozess bis Jahresende. Das vor einem halben Jahr von Karl Lauterbachs Regierungskommission vorgestellte Konzept ist mittlerweile arg geschliffen worden: Das Level- und Leistungsgruppenkonstrukt ist im aktuellen Diskurs kaum noch zu erkennen. Doch echte Klarheit gibt es nicht. Wie viele Leistungsgruppen wird es geben? Bundesminister Lauterbach nannte kürzlich die Zahl 75, Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manfred Lucha sagt: 68. In Nordrhein-Westfalen, wo es 64 gibt (60 somatische), sträubt man sich gegen weitere Leistungsgruppen, weil sonst der mühsam ausgehandelte und fragile NRW-Kompromiss kaputt gehen könnte.

Derzeitiger Diskussionsstand: Wenn es keine neuen Leistungsgruppen gibt, wird es zusätzliche „Untergruppen“ geben. Mit ihnen lässt sich die Zahl der Leistungsgruppen stabil halten, de facto ist es aber eine Ausweitung des Systems. Gerechnet wird derzeit, wie die Leistungsgruppen eine faire Verteilung von Vorhaltepauschalen garantieren können. Gleichzeitig gibt es in der Regierungskommission immer noch Stimmen, die sagen: "Ohne Level geht es nicht". Auch Bundesminister Lauterbach hat sich nie richtig von den Leveln verabschiedet. Sie sollen kommen, aber erstmal keine monetäre oder planerische Wirkung entfalten.

20.000 Lebensjahre pro Jahr retten

Wie groß oder klein die Reform von Karl Lauterbach am Ende wird – und welche konkreten Auswirkungen sie hat, das ist momentan die ungeklärte Frage. Auf der Zielgeraden des Prozesses meldet sich nun noch einmal die Regierungskommission zu Wort. In einem Fachsymposium hat sie ihre fünfte Stellungnahme veröffentlicht, in der sie die Vorzüge ihres Reformvorschlags herausstellt (Stellungnahme zur Verbesserung von Qualität und Sicherheit der Gesundheitsversorgung Potenzialanalyse anhand exemplarischer Erkrankungen).

Die „Potenzialanalyse“ soll zeigen, „in welchem Ausmaß sich die Qualität und Patientensicherheit der Behandlung der Bevölkerung bei einer konsequenten Umsetzung der Krankenhausreform" heben lässt. Die Regierungskommission kommt zu dem Ergebnis, dass pro Jahr 20.404 Lebensjahre gerettet werden könnten, wenn alle Krebspatienten zur Erstbehandlung in zertifizierten Zentren gehen. Brustkrebspatientinnen hätten einen fast 25 Prozent höheren Überlebensvorteil bei Erstbehandlung in einem zertifizierten Zentrum: Allein beim Brustkrebs könnten so jährlich circa 3.800 Lebensjahre gewonnen werden.

Ähnliche Zahlen beim Schlaganfall: Würden alle Patienten nach einem Schlaganfall in einer Klinik mit Stroke-Unit behandelt werden, könnten zusätzlich rund 5.000 Menschen den Schlaganfall im ersten Jahr überleben. Würden Schlaganfallpatienten nur noch in Kliniken mit Stroke-Units gebracht, würde sich die durchschnittliche Fahrzeit insgesamt um nicht einmal 2 Minuten verlängern.

In der Endoprothetik schlummert laut Kommission erhebliches Sparpotenzial: Würden Hüft- und Kniegelenke nur noch in spezialisierten Kliniken ersetzt, könnten 397 beziehungsweise 212 Revisionsoperationen pro Jahr vermieden werden. Nur jede dritte Klinik, die die Operationen durchführt, bringe gegenwärtig genug Erfahrung mit. Für die Analyse wurden relevante Eingriffe ausgewählt, für die ausreichend Daten zur Verfügung stehen: Krebs, Schlaganfall und Endoprothetik. Die Grundlage bildeten Routinedaten der GKV, Daten aus den Qualitätsberichten und den medizinischen Registern.

Lauterbach: Kliniken gut bezahlen, die gut behandeln 

Karl Lauterbach, der bei der Vorstellung der Zahlen im Berliner Unfallkrankenhaus vor Ort war, erklärte: „Die Krankenhausreform wird zehntausende Menschenleben retten pro Jahr. Wir werden daher bei den Qualitätszielen keine Kompromisse machen.“ Im Gegenzug müssten jene Kliniken gut bezahlt werden, die gut behandeln.

Kommissionschef Tom Bschor sagte, die Analyse zeige, „dass im gegenwärtigen System Krebs- und Schlaganfall-Patientinnen und -Patienten früher sterben als nötig, weil zu viele Krankenhäuser diese Behandlungen durchführen.“

Autor

 Jens Mau

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