Die Gematik hat mit Florian Fuhrmann, Brenya Adjei und Florian Hartge ab September eine neue Geschäftsführung. Bis dahin bleibt Florian Hartge Interimsgeschäftsführer, teilt die Digitalagentur mit. Mit der Besetzung der Führungsriege ist die Gesellschafterversammlung dem Personalvorschlag des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) gefolgt. Das Dreiergespann wird die Leitung der Gematik für fünf Jahre übernehmen.
Die Arbeitsbereiche teilt sich das Trio künftig auf: Fuhrmann wird Vorsitzender der Geschäftsführung und leitet die Bereiche Strategie und Standards, Recht und Finanzen, Adjei die Bereiche Personal, IT und Kommunikation sowie Hartge die Bereiche Produktion, Sicherheit und Betrieb.
Fuhrmann ist Geschäftsführer des Telematikanbieters Kosyma und Mit-Gründer des Startups Lillian Care. Von 2014 bis Ende 2022 baute er im Auftrag der Kassenärztlichen Bundesvereinigung die KV Telematik auf, die seit 2019 kv.digital heißt. Zuvor arbeitete er unter anderem bei einer Unternehmensberatung, einer Krankenkasse und einem internationalen Softwarekonzern. Seine akademische Laufbahn schloss er mit einer Promotion über Krankenhausprozesse ab. Unter seiner Führung entwickelten seine Teams in den vergangenen Jahren Kommunikations- und Versorgungsplattformen für Arztpraxen, Krankenhäuser, Impfzentren und Organisationen, die mehrfach ausgezeichnet wurden. Fuhrmann war und ist Mitglied in verschiedenen Gremien und Jurys in den Bereichen Versorgung und Digitalisierung.
Adjei ist aktuell als Chief Customer Officer bei Dina Elektronik, einem holokratischen, mittelständischen Unternehmen für Sicherheitstechnologie, tätig. Dort verantwortet sie die Digitalisierung der Customer Experience (Kundenerlebnis), die Entwicklung der Produktstrategie sowie die Etablierung von New Work-Methoden in der Organisation. Die studierte Medienmanagerin ist eine Strategin mit über 15 Jahren Agenturerfahrung unter anderem als „Director of Innovation & Strategy“ bei der Strategieagentur Diffferent. Sie hat große Unternehmen beraten, die sich der Digitalisierung stellen wollen wie die Deutsche Telekom, Porsche und Nivea. Adjei bringt zudem Expertise in der Entwicklung kundenzentrierter Services und Produkte, dem Aufbau und der Führung von Teams sowie der Transformation von Organisationen mit.
Hartge leitet seit Jahresbeginn als Interimsgeschäftsführer die Gematik. Der promovierte Medizininformatiker ist Experte für E-Health, Gesundheitsvernetzung, Softwareentwicklung und Projektmanagement. Er ist seit 2020 in der Digitalagentur tätig und verantwortete zuvor als Chief Produktion Officer die Produktentwicklung sowie Einführung der Produkte der Gematik. Zuvor war Hartge Geschäftsführer und Gründer einer Unternehmensberatung mit dem Schwerpunkt Gesundheitsdigitalisierung sowie Innovationsmanager und Interessenvertreter für die gesetzliche Krankenversicherung in den Bereichen E-Health, Telematik und Telemedizin. Außerdem war er verantwortlich für das Business Development einer Softwarefirma für E-Health-Lösungen.
„Mit der Aufstellung als Digitalagentur und dem Start der neuen ePA gehen wir jetzt entscheidende Schritte weiter. Das ist spannend und herausfordernd gleichermaßen“, so Hartge. Alle drei freuen sich auf die künftige Zusammenarbeit. Es sei ein gemeinsamer „Aufbruch“ mit dem Gematik-Team und allen Stakeholdern, sagt Fuhrmann. „Die digitale Transformation ist der Schlüssel für eine patientenzentrierte Versorgung und für viele strukturelle Herausforderungen in unserem Gesundheitswesen. Die neue Digitalagentur wird in enger Zusammenarbeit mit den Kostenträgern, Leistungserbringern und der Industrie die bestehende Telematikinfrastruktur sowie das digitale Ökosystem auf ein neues Level heben“, so Fuhrmann. Die Digitalisierung des Gesundheitswesens hänge vor allem stark von der Akzeptanz in der Bevölkerung ab, betont Adjei. „Deshalb sind mir innovative, kundenzentrierte Produkte und eine positive Unternehmenskultur bei der Gematik besonders wichtig“, sagt sie.
Berufung des Digitalbeirats
Als neues Gremium hat die Gesellschafterversammlung zudem den Digitalbeirat berufen. Er wird künftig die Gematik zu Fragen des Datenschutzes und der Datensicherheit sowie zur Nutzerfreundlichkeit der Anwendungen der Telematikinfrastruktur (TI) beraten, heißt es in einer Pressemitteilung. Wie im Digital-Gesetz (DigiG) festgelegt, soll sich der Digitalbeirat insbesondere mit der Abwägung von Datenschutz- und Sicherheitsanforderungen, dem Umgang mit medizinischen Daten für Versorgung und Forschung sowie ethischen Fragestellungen beim Umgang mit medizinischen Daten befassen. Auch Entwicklungskonzepte soll das Gremium bewerten und die Digitalagentur dazu beraten sowie Handlungsempfehlungen aussprechen, die bei der Umsetzung durch die Gematik einbezogen werden.
Der Digitalbeirat setzt sich aus Vertretern des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), dem Bundesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit (BfDI), weiteren Experten aus Medizin und Ethik sowie Patienten- und Forschungsvertretern zusammen. Ziel sei, eine umfassende Perspektive zu den Fokusthemen Sicherheit und Nutzerfreundlichkeit zu gewährleisten, heißt es.
Die elf Mitglieder des Digitalbeirats
- Louisa Specht-Riemenschneider, designierte Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit (BfDI)
- Claudia Plattner, Präsidentin des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI)
- Kristina Spöhrer, Hausärztin und Sprecherin der Bundes-AG Digitalisierung des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes
- Maike Henningsen, Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
- Jens Scholz, Professor für Anästhesiologe und Vorstandsvorsitzender des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein
- Michael Hallek, Direktor der Klinik für Innere Medizin und des Centrums für Integrierte Onkologie am Universitätsklinikum Köln
- Jens Kleesiek, Facharzt für Radiologie und Lehrstuhlinhaber für Translationale bildgestützte Onkologie an der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen sowie Leiter der Abteilung Medical Machine Learning am Institut für Künstliche Intelligenz in der Medizin am Universitätsklinikum Essen
- Christiane Vogler, Präsidentin des Deutschen Pflegerats
- Dennis-Kenji Kipker, Professor für IT-Sicherheitsrecht an der Hochschule Bremen
- Jana Hassel, Referentin Digitalpolitik bei der Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe
- Alena Buyx, Ärztin und Direktorin des Instituts für Geschichte und Ethik der Medizin sowie Professorin für Ethik der Medizin und Gesundheitstechnologien an der Technischen Universität München
„Das Gremium wird entscheidend dazu beitragen, die Anforderungen des Datenschutzes, der Datensicherheit und der Nutzerfreundlichkeit miteinander in Einklang zu bringen. Durch die breit gefächerte Besetzung berücksichtigen wir alle relevanten Perspektiven, sodass die fundierte Expertise des Digitalbeirats zu noch besseren Entscheidungen bei der Produktgestaltung der Gematik beitragen wird. Ich bin sicher, dass das Zusammenspiel zwischen Digitalbeirat und Gematik die Digitalisierung erfolgreich vorantreiben wird und wir so für die Weiterentwicklung der TI und ihrer Anwendungen bestens gerüstet sind“, erklärt Susanne Ozegowski, Leiterin Abteilung 5 „Digitalisierung und Innovation“ im BMG.