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Viele Ärzte wollen bis ins hohe Alter arbeiten

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Viele Mediziner wollen bis ins hohe Alter arbeiten
Viele Ärzt:innen planen einen späten Ruhestand. Der Beruf ist Identität, Leidenschaft – und oft auch finanzielle Notwendigkeit. © iStock.com/DNY59

Früher Ruhestand ist für viele Mediziner:innen kein Thema. Laut aktuellem Medscape-Report denken nur 3 Prozent an ein Karriereende in ihren 50ern. Mehr als ein Drittel plant den Ausstieg erst in den späten 60ern. 21 Prozent möchten bis in die 70er ärztlich tätig bleiben und 4 Prozent sogar darüber hinaus. 

Die Beweggründe sind vielschichtig: 59 Prozent der Befragten sehen ihre berufliche Rolle als festen Bestandteil der eigenen Identität, 42 Prozent sprechen von echter Leidenschaft. Weitere 27 Prozent möchten ihre Patient:innen weiterhin versorgen und 16 Prozent sehen kein anderes Tätigkeitsfeld als ähnlich erfüllend an. Der Arztberuf wird dabei nicht nur als Profession, sondern als Lebensform verstanden. 

Finanzielle Gründe beeinflussen Renteneintritt 

Bei den Planungen für den Ruhestand spielen neben der starken Identifikation mit dem Arztberuf auch wirtschaftliche Faktoren unter Mediziner:innen eine wichtige Rolle: 34 Prozent der Befragten geben an, nicht ausreichend vorgesorgt zu haben, um früher in den Ruhestand zu gehen. Auffällig ist der Unterschied zwischen den Geschlechtern: Während 41 Prozent der Ärztinnen finanzielle Gründe für den späten Renteneintritt nennen, tun dies nur 29 Prozent der Ärzte.

Der Hintergrund könnten unterbrochene Erwerbsbiografien durch Teilzeit oder Familienarbeit sein – auch wenn dies in der Umfrage nicht vertieft wurde. Im Schnitt veranschlagen die Befragten 2.874 Euro netto pro Monat als Zielsumme für ein finanziell sorgenfreies Leben nach dem Beruf. Männer kalkulieren mit 3.314 Euro deutlich höher als Frauen mit 2.004 Euro. Im Durchschnitt erwarten die Befragten, dass 58 Prozent ihrer Altersbezüge aus der Ärzteversorgung kommen, 17 Prozent aus Ersparnissen und 6 Prozent aus staatlichen Leistungen. Weitere 8 Prozent speisen sich aus individuellen Einkommensquellen – etwa Vermietung, Nebentätigkeiten oder Kapitalanlagen.

Ärztliche Tätigkeit ist identitätsstiftend 

Für viele ist klar: Der Abschied von der ärztlichen Tätigkeit bedeutet nicht nur das Ende des Berufslebens, sondern auch einen tiefgreifenden Wandel im Selbstverständnis. Fast die Hälfte der Befragten rechnet damit, mit dem Ausscheiden aus dem Beruf einen Teil der eigenen Identität zu verlieren.

Dennoch fühlt sich eine große Mehrheit der Befragten (80 Prozent) sehr zuversichtlich oder zumindest zuversichtlich, auch nach dem Ausstieg aus der aktiven Medizin ein erfülltes Leben zu führen. Die Verbundenheit zur Medizin bleibt dabei bei vielen Ärzt:innen bestehen: So planen 73 Prozent, sich weiterhin über medizinische Entwicklungen auf dem Laufenden zu halten. Neben finanziellen Aspekten spielen emotionale Erwartungen eine zentrale Rolle. 26 Prozent der Befragten vermuten, dass sie den Ruhestand als Erleichterung empfinden werden, 25 Prozent erwarten ein „einfach gutes Gefühl“. Gleichzeitig rechnen 14 Prozent mit Traurigkeit beim Übergang.

Neue Pläne: Teilzeit, Reisen und Ehrenamt

Viele Mediziner:inner wollen den Übergang in den Ruhestand schrittweise gestalten. 28 Prozent planen nach dem Ausstieg zunächst in Teilzeit weiterzuarbeiten, knapp ein Viertel (24 Prozent) hat noch keine konkreten Pläne. Privat stehen Reisen (78 Prozent) und mehr Zeit für Freizeitaktivitäten (76 Prozent) ganz oben auf der Wunschliste. Darüber hinaus sehen viele ihre Zukunft im ehrenamtlichen Engagement, in wissenschaftlicher Tätigkeit oder in der Ausbildung des medizinischen Nachwuchses.

Die Unterschiede zwischen Ärztinnen und Ärzten ziehen sich durch viele Antworten. Während Männer im Schnitt deutlich höhere Zielbeträge für die Altersvorsorge angeben, äußern Ärztinnen häufiger Zweifel, ob diese Summen tatsächlich erreicht werden können. Dies spiegelt nicht nur unterschiedliche Erwerbsbiografien wider, sondern auch die anhaltende strukturelle Ungleichheit in Einkommen und Karrierechancen im Gesundheitswesen. So überrascht es nicht, dass Ärztinnen häufiger angeben, aus finanziellen Gründen länger arbeiten zu müssen. 

Ruhestand heißt nicht Rückzug

Viele Befragte sehen den Arztberuf nicht als Tätigkeit mit klarer Grenze zum Ruhestand, sondern als Lebensaufgabe. Für 59 Prozent ist er eng mit der eigenen Identität verwoben. Das erklärt auch, warum 73 Prozent planen, nach dem offiziellen Berufsausstieg weiterhin über medizinische Entwicklungen informiert zu bleiben. Mehr als ein Drittel möchte durch Fachzeitschriften oder Mitgliedschaften in ärztlichen Gesellschaften verbunden bleiben.

Ein Teil der Befragten verbindet die Entscheidung für ein längeres Berufsleben auch mit der eigenen Gesundheit. Ärzt:innen, die körperlich und psychisch fit bleiben, möchten ihre Fähigkeiten nicht ungenutzt lassen. Gleichzeitig spielt die hohe Arbeitsbelastung vieler Kliniken und Praxen eine Rolle: 19 Prozent der Befragten geben gesundheitliche Gründe für ihren Ausstiegswunsch an. Neben finanziellen und persönlichen Gründen nennen viele Ärzt:innen auch den Wunsch, ihre gesellschaftliche Verantwortung wahrzunehmen. 27 Prozent geben an, dass die Versorgung ihrer Patient:innen für sie ein zentrales Motiv sei, im Beruf zu bleiben.

Die Generation 70+ als Vorbild

Bemerkenswert ist, dass 4 Prozent der Befragten sogar über die 70 hinaus tätig bleiben wollen. Sie sehen sich als Vorbilder für jüngere Kolleg:innen und möchten zeigen, dass der Arztberuf auch im hohen Alter erfüllend sein kann. Gleichzeitig weisen sie auf flexible Modelle hin: kürzere Arbeitszeiten, selektive Tätigkeiten oder die Konzentration auf bestimmte Bereiche wie Beratung und Lehre machen ein längeres Berufsleben möglich.

An der nicht-repräsentativen Umfrage haben insgesamt 1.035 in Deutschland lebende Ärzt:innen zwischen dem 28. März und 14. Juli 2025 teilgenommen haben. 60 Prozent der Teilnehmenden waren Männer, 40 Prozent Frauen. Die Mehrzahl war über 45 Jahre alt.

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