Ab November 2025 fließt frisches Geld in die Krankenhäuser: Die neue Bundesregierung reagiert auf die alarmierende Finanzlage vieler Kliniken mit einem milliardenschweren Zuschuss. Doch während Klinikverbände jubeln, fürchten Kritiker eine Verzögerung dringend nötiger Reformen.
Ab November 2025 sollen vier Milliarden Euro zusätzlich an die Krankenhäuser fließen. Vorgesehen ist ein Rechnungsaufschlag von 3,45 Prozent, der unter dem Label „Sofort-Transformationskosten“ firmiert. Damit bedient die neue Regierung eine hartnäckige Forderung der Klinikverbände nach einem Inflationsausgleich in Milliardenhöhe. Laut dem heute veröffentlichten Ratingreport haben 43 Prozent aller Kliniken 2023 rote Zahlen geschrieben.
Beim ehemaligen Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) ist die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) trotz dieser verheerenden Zahlen auf Granit gebissen. Einerseits hatte Lauterbach wenig finanziellen Spielraum, während seine Nachfolgerin Nina Warken (CDU) dank der gigantischen Schuldenpakete des Bunds aus dem Vollen schöpfen kann. Andererseits soll Lauterbach, so wird in Berlin berichtet, in den Koalitionsverhandlungen bis zuletzt versucht haben, den Zuschuss zu streichen – auch aus Sorge, dass seine Krankenhausreform damit ausgebremst werden könnte.
Die DKG zeigt sich erfreut über das Milliardenpaket. „Die Auszahlung der vier Milliarden Euro über zwölf Monate verschafft den Krankenhäusern dringend benötigte Liquidität. Das ist ein wichtiger Schritt, um den kalten Strukturwandel abzubremsen und Zeit für den nachhaltigen Umbau der Krankenhauslandschaft zu gewinnen“, sagte Gerald Gaß, Vorstandsvorsitzender der DKG.
Laut Gesundheitsökonom Boris Augurzky könnte der Anteil der Kliniken mit einem Jahresverlust von 56 Prozent auf 23 Prozent im Jahr 2025 und 25 Prozent im Jahr 2026 zurückgehen. Er bezeichnte die Finanzspritze heute auf dem Hauptstadtkongress als "ok". Der warme Geldregen könnte so manches Haus an der Schwelle zur Insolvenz retten. Das gefällt jedoch nicht jedem in Krankenhauskreisen. Auf dem Hauptstadtkongress in Berlin äußerten viele Krankenhausgeschäftsführer in Hintergrundgesprächen Bedenken, dass der überfällige Umbau der Kliniklandschaft ausgebremst wird. Ob es gar zu einer Abkehr vom Reformkurs Lauterbachs kommt, wird das mit Spannung erwartete KHVVG-Reformgesetz zeigen, das in Kürze vorliegen soll.